Weingut Keller Riesling Nierstein Hipping „R“, 2013

Weingut Keller Riesling Nierstein Hipping „R“, 2013

Keller Hipping - R-, 2013 (1 von 1)Heute gilt Pettenthal als die beste Lage in Nierstein. Dies wurde nicht immer so gesehen. Wenn man das Privileg hatte, gereiftere, trockene Rieslinge aus den 80ern und 90ern zu verkosten, dann drängen sich auch die Lagen Bruderberg, Orbel und Hipping auf. In letzteren gelangt man, indem man aus dem Pettenthal einfach ortseinwärts geht. Die Lage ist 23 Hektar groß und nur ein kleiner Teil kann als Grand-Cru-Lage bezeichnet werden. Eine solch privilegierte Parzelle bewirtschaftet Klaus Peter Keller seit 2010 (ich berichtete bereits begeistert über den 2012er-Kabinett aus dieser Lage). Hipping verbinde ich mit einem mineralischem Rieslingstil, samt tropischer Noten vom Rotliegenden, von kräftiger Statur, aber durchaus mit feiner, gelegentlich tiefer Zeichnung und beachtlichem Entwicklungspotential. Die Weine sind Idealtypen für den berühmten Roten Hang.

Aufgrund des Kleinklimas bietet der Hipping ein Terroir, aus dem ich schon öfters hervorragend gereifte halbtrockene Qualitäten probieren durfte. Daher freue ich mich, dass ein gehobener Erzeuger wie Keller dieses etwas aus der Mode gekommene Format weiterpflegt. Heute geht es um den Hipping R, der aus einer speziellen Parzielle kommt, die Klaus-Peter Keller ganz bewusst weder für den Kabinett noch für das Große Gewächs nutzt. Der Wein hat um die 17 Gramm Restzucker und 10 Gramm Säure. Ergebnis ist ein dichter, tiefer Rieslingstil, der ein Touch mehr Cremigkeit im Mund hinterlässt und sich trotzdem bereits heute herrlich trinken lässt, nicht zuletzt aufgrund seines moderaten Alkoholgehaltes von 11 Prozent. Ich kann nur jedem Rieslingfreund raten, diese Weine zu kaufen und zu lagern. Gerade in Jahren, in denen die Säure reif wirkt und hoch steht, wie in 2013, kann daraus in 15 oder 20 Jahren ein einmaliges Geschmackserlebnis erwachsen. Und selbst wenn man nicht soviel Geduld aufbringen möchte, hat man stets einen Rieslingstil im Keller, der zu vielerlei Speisen passt, dank des niedrigen Alkohols in großen Schlucken genossen werden kann und nicht so Schwankungen unterliegt wie die trockenen Großen Gewächse. 35 Euro ist allerdings ein stolzer Preis, meines Erachtens aber gerechtfertigt, da der Wein spielend das Niveau von Großen Gewächsen erreicht, auch wenn er sich aufgrund seines Zuckergehaltes nicht so nennen darf bzw. ja nur ein Riesling als GG aus einer Lage vermarktet werden darf.

Doch nun zu Verkostung: Reintönige Nase, noch leicht hefig, weiße Pfirsiche, Zitrusfrüchte, Limettenblätter, gewachste grüne Äpfel, Kalkstaub, erdwürzige Noten, noch verschlossen. Am Gaumen pur, feste Frucht, erneut Zitrus, Kernfrüchte, herrlich saftig, die Restsüße wird perfekt von der feinporigen, pikanten Säure gepuffert; dadurch große Spannung zwischen Süße und Säure über den gesamten Verlauf hinweg; leicht cremiges, samtiges Mundgefühl, etwas Handcreme; animierend zu trinken, erneut hefige Anklänge, noch nicht geöffnet, aber die jugendliche Spannung fasziniert, straffer, fokusierte Verlauf, packende Minerlität; schon jetzt mit Freude zu genießen, wird aber mindestens acht Jahre Flaschenreife benötigen, um sich seinem Höhepunkt anzunähern; sehr langer, komplexer Nachhall. Erneut ein ausgezeichneter Riesling aus dem Hipping. Wir können gespannt sein, welche Mission Klaus-Peter Keller am Roten Hang weiterverfolgt.

Vom Weingut, 35 Euro, 92+ Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2033

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