Zenato Azienda Vitivinicola Valpolicella Superiore, 2012
Wenn man auf diesem Blog die Einträge nur flüchtig überfliegt, könnte man meinen, dass das „höher, schneller und immer weiter“, die Superlativen, die unsere Gesellschaft ja zunehmend prägen, auch auf hier und bei den verkosteten Weinen schon längst Einzug gehalten hat: Große Gewächse en masse, Champus galore, beim Bordeaux bitte auch lieber die erste als die zweite Reihe. Auf den ersten Blick…
Dieser Beitrag soll deshalb einmal ein bodenständiges Beispiel dafür sein, dass es auch ein bis vier Nummern kleiner gehen kann – deshalb heute ein Valpolicella. „Da war der Bardolino wohl schon aus?!“ mag der Wein-versnobte Leser nun spöttisch denken, der sich vielleicht auch nur zufällig in diese Verkostungsnotiz verirrt hat. Da wäre man geneigt zu entgegnen: „Woher kennst Du, lieber Weinsnob, denn bitte Bardolino?“ Aber, recht hätte er gehabt, Bardolino war in der Tat aus, danke der Nachfrage.
Dieser Valpolicella war es jedenfalls nicht, ein Glück: ein Wein aus 80% Corvina Veronese und je 10 % Rondinella sowie Sangiovese, er begleitete unser Essen bestens und trank sich mit großem Trinkspaß – und das ist es doch, was das Weintrinken einem in aller erster Linie bereiten soll. Eigentlich auch keine ernsthafte Überraschung, genießt das Familienweingut Zenato doch einen sehr guten Ruf. Nicht nur in der Region, auch eupaweit finden sich die Weine im Handel gut vertreten wieder. „L’anima del Lugana e il cuore della Valpolicella“ – so lautet der Wahlspruch des Weinguts. Womit geklärt wäre, wo die 75 ha Rebanlagen des Weinguts zu finden sind, nämlich in der Region rund um den Gardasee, im Nordwesten von Verona.
Satt und klarfruchtig drückt die Schwarzkirsche aus dem Glas entgegen, genauer gesagt eine Mischung aus Kirschkonfit und -gelee, bestens begleitet von einer harmonisch balancierten Holzaromatik, die sich in Vollmich- und Herrenschokolade sanft niederschlägt.
Fruchtiger Antrunk, klar gezeichnete Schwarzkirschfrucht, etwas reife Pflaume, harmonische Fruchtsüße, Nussaromen, die für die Weine aus Valpolicella so typisch sind. Nicht sonderlich tief, aber ungemein schmackhaft. Also, schenk nach! Die präsente Säure – stahlige 5,6 g/Liter – spielt mit der Frucht, das Holz stützt an der richtigen Stelle mit passender Intensität, animierend dank seiner feinen (nussigen) Herbe im Verlauf, auch das vernehmbare Tanin stört hier nicht. Das ist insgesamt nicht allzusehr intellektuell fordernd, aber schlicht und ergreifend geschmackvoll und gelungen. Im Finish fehlt vielleicht etwas Druck und Länge, aber auch ein kürzerer Nachhall kann Freude bereiten, wenn er denn sauber ist. Und dass dem hier so war, zeigt die Nachschau: Die Flasche ist binnen kurzer Zeit geleert – zum Essen, denn genau dazu ist dieser Wein gemacht worden. Italienische Lebensfreude, abgefüllt in Flaschen. Saluti!
Fast etwas schade für Dich, lieber Snob, dass es solch ein reputationsloser Wein bei Dir vielleicht nie ins Glas finden wird, vermutlich, weil Du Dich allein wegen der renommierten Etiketten lieber mit Amarone herumquälst. Aber, da Du es ja bis ans Ende dieser Nachricht durchgehalten hast, darf ich Dir sagen: Hab keine Sorge! Demnächst gibt es auf dieser Seite bestimmt auch wieder Highend-Getränke.
Aus dem Fachhandel, 7,50 Euro, 87 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2016