Bassermann-Jordan Riesling „Auf der Mauer“, 2007
„Riesling der Jahres“: Naja, denke ich mir. Meine Ehrfurcht blieb dann doch in übersichtlichen Bahnen, denn gewählt wurde er von der Zeitschrift „Weinwelt“ im Juli 2008, also zu einer Zeit, als alle Großen Gewächse des Jahres 2007 noch tief und fest schliefen. Zur Wertigkeit dieses „Titels“ kann sich daher nun jeder bitte sein eigenes Bild machen. Immerhin, wenigstens bappt keine dieser hässlichen Plaketten auf der Flasche. Nicht nur den Titel bekam er von den Juroren, zugleich wurde er von diesen auch noch mit 93 Punkten bedacht. Das wäre dann allerdings doch sehr viel für einen Wein dieser Preisklasse.
Im Glas helles, dichtes Strohgelb. Frisch aus der Flasche deutliche Spontinoten, die sich – ich nehme es vorweg – erst am dritten Tag in der noch halbvollen geöffneten Flasche eingebunden hatten. Dahinter sehr angenehm zitrusgeprägt, Limone kommt mir in den Sinn, ein ganz leichter Lackton (der verschwand im weiteren Verlauf der nächsten Tage) und dazu eine rauchige, saftige Ananasfrucht. Im Antrunk leicht cremig, noch resche Säure, wieder die Ananas, etwas Restzucker, die einzelnen Elemente stehen noch ein wenig nebeneinander. Der Wein ist zu jung, keine Frage. Sehr kräftige Mineralik und etwas mürber Apfel am Gaumen (vor allem mit mehr Luft, als der Wein dann mehr aufmachte), mittellanger bis schon langer Nachhall. Ein Wein im Stil einer dichten (aber nicht breiten) Pfälzer Spätlese trocken. Potenzial ist da, aber für 93 Punkte … nein, da lege ich mich fest, die wird er nicht sehen, zumindest nicht von mir. Am ersten Abend um 87, am Tag drei noch einmal deutlich besser, 90 Punkte, die er auch mit Reife wieder bekommen könnte. Offen verkostet, undekantiert, zu Hause.
Im Fachhandel, 14 Euro, 90 Punkte (ausgezeichnet), ab 2010