Tenuta Donna Olga Rosso di Montalcino, 2004
Zum Jahresanfang fragt man sich ja in geübter Regelmäßigkeit, was das neue Jahr für einen alles übrig haben wird. Den Blick in die vernebelte Glaskugel würden viele ja gerne schon zum Silvesterabend wagen. Ich halte mich da lieber an die Fakten, und zugegeben, auch bei mir befindet sich die Wahrheit im Glas. Und auch das Weingut, von dem dieser Wein stammt, klingt ein wenig nach Wahrsagung — Donna Olga. Madame bittet zu Tisch und liest für Sie aus dem Depot:
Frisch aus der Flasche ist der Wein, ein sortenreiner Sangiovese, zunächst seltsam krautig vegetabil, auch ein ganz leichter Gummiton und weihnachtliche Gewürze, besonders eine starke Anisnote, sind zu riechen. Erst mit sehr viel Luft verfliegt diese etwas seltsame Melange, dahinter öffnet sich eine Nase, die — recht fokussiert — an sahnige Kirschen erinnert. Im Mund recht saftige Kirschfrucht, auch etwas Harz, mittlere Dichte, ein klein wenig zu präsenter Alkohol, weshalb der Wein etwas an Harmonie einbüßt. Der Wein hat eine präsente Säure, die sich mit Luft besser einbindet. Das Tannin ist feinkörnig, der Abgang mittellang. Kein schlechter Start ins Jahr 2009, aber es bleibt doch noch Luft nach oben in den kommenden 363 Tagen. Offen verkostet, drei Stunden in der Karaffe, zu Hause.
Im Fachhandel, 13 Euro, 84 Punkte (gut), Ende 2009 bis 2011