Zind Humbrecht Riesling Clos Häuserer, 2004
Zum ersten Mal hatte ich im November 2007 das große Vergnügen, im Rahmen der Bonner Weinrunde den Clos Häuserer 2004 zu verkosten. Obwohl der Wein damals noch zu jung war (was er auch heute noch ist) und kontrovers diskutiert wurde, verfiel ich ihm sofort. Probieren Sie mal den 2003er mit seiner rassigen, zugleich feingliedrigen Säure und einem scheinbar unendlich langem Abgang. Der 2004er wurde meist etwas schwächer beurteilt, zuweilen zeigt er sich sehr verschlossen, und das Potenzial ist schwierig zu deuten. So auch in der Probe vor 18 Monaten, wobei sich 86 bis 92 Punkte sehen lassen können. Nach sechs Stunden in der Karaffe und bei 16 Grad zeigte er sich heute deutlich zugänglicher und war ein ausgezeichneter Essensbegleiter zu Kalbfleisch. Ein für das Elsass typisches Farbenspiel im Glas: glänzendes Altgold mit bernsteingelben Reflexen. Für einen Clos Häuserer eine recht filigrane Nase mit einem Hauch Petrol, zarten Fruchtaromen nach Aprikose und gelbem Apfel, Küchenkräutern wie Majoran und Thymian und einer leicht spröden aber aufregenden Mineralik. Im Mund zeigen sich deutliche Unterschiede zum 2003er. Er hat eine viel trockener und kargere Stilitik. Kein Wunder bei 6 g/l Restzucker im Vergleich zu 25 g/l beim 2003er. Der Wein wird dadurch stärker von seinem Kalkboden geprägt. Dominieren den Antrunk die gelben Früchte, so wird deren Opulenz schnell von der festen Mineralik in Schach gehalten. Die Säure ist noch immer jugendlich, der Wein wirkt stahlig und — für einen Elsässer — fast schlank. Der Abgang ist lang, hat eine schöne Struktur und hinterlässt feinste Aromen von Jod, Feuerstein und Aprikose. Der Wein dürfte nicht ganz das Lagerpotenzial des Vorjahrganges erreichen, ist aber noch nicht auf seinem Höhepunkt. In meinem Lagerbuch notiere ich, die nächste Flasche nicht vor Frühjahr 2010 zu öffnen. Zu Hause offen verkostet, sechs Stunden in der Karaffe.
Im Fachhandel, 30,80 Euro, 91 Punkte (ausgezeichnet), 2010 bis ?