Domaine Weinbach Riesling Schlossberg Cuvée Ste Catherine Clos des Capucins, 2004
Sie suchen einen Riesling? Am besten einen Vertreter, der die bekannten Aromen der Rebsorte müstergültig präsentiert und somit spielend die AP-Nummer von allen deutschen Prüfungskommissionen erhält? Dann lesen Sie nicht weiter. Denn dieser Wein hätte in Deutschland wohl niemals die Prüfung bestanden, so wenig hat er mit den gemeinhin bekannten Riesling-Aromen gemeinsam. Und doch ist er ein herrliches Beispiel für die Bandbreite dieser außergewöhnlichen Rebsorte und für die hohe Kunst unserer Nachbarn, sie auf ihre ganz eigene Weise zu vinifizieren. Nur zur Info, der 2004er ist eigentlich noch zu jung. Wenn er aber trotzdem daran glauben muss so wie bei mir, lassen Sie ihn mindestens sechs Stunden in die Karaffe und füllen Sie ihn anschließend wieder zurück in die Flasche. Am nächsten Tag schmeckt er dann! Auch wenn er seine ungezügelte Jugendlichkeit selbst dann noch nicht verbergen kann. Gerade der Alkohol wirkt noch nicht ganz eingebunden und stört ein ansonsten besonderes Weinerlebnis. Aber mal von vorne. Die Farbe ist für einen Elsässer recht hell — so zwischen Gold- und Altgold. Die Nase bietet einen ständig sich wandelnden Aromakern von hoher Komplexität, mehr dominiert von seinen kräuter-würzigen Sekundäraromen mit warmem Kerzenwachs, Rauch, dumpfer Mineralik, als von dem vorhandenen Früchtespiel nach getrockneter Aprikose, kandierten Zirtrusfrüchten und Mirabelle. Die Stilistik ist sehr eigen, lässt ihn aber trotzdem deutlich als Elsässer erkennen. Im Mund sehr saftig und unheimlich animierend. Eher dunkle Aromen, wieder Rauch, Wachs und auch typische jodige Noten. Die Fruchtaromen treten im Vergleich zur Nase noch weiter zurück, Anklänge von reifen Äpfeln, angetrockneter Aprikose und ein wenig Zitrus. Die Säure ist angenehm vital, der Wein besitzt einen fast vollen Körper, etwas Schmelz und erneut eine eher milde, leicht herb-salzige Mineralik. Viel Alkohol. Der Abgang ist ewig lang, überraschend viel Aprikose, aber auch Jod, holzige Kräuter und viel Pfeffer. Ein ausgezeichneter Wein von beachtlicher Tiefe und Komplexität mit weiterem Potenzial. Die nächste Flasche mache ich 2011 auf. Zu Hause offen verkostet, acht Stunden in der Karaffe und anschließend einen Tag im Kühlschrank.
Vom Fachhandel, 36,20 Euro, 91+ Punkte (ausgezeichnet), bis 2017