Weingut Krutzler Perwolff, 2006

Weingut Krutzler Perwolff, 2006

perwolff-3Anfang Mai und es regnet. Den Grill packe ich erst gar nicht aus, und der Riesling bleibt in der Kühlung. Stattdessen wird das Steak in der Pfanne landen, und ich spekuliere bei den geladenen Gästen auf eine wetterbedingte Sehnsucht nach einem wärmenden Rotwein. Einige von Ihnen sind Liebhaber des österreichischen Rotweines, also flugs mittags zwei Flaschen des 2006er Perwolffs aufgezogen. Klar, der Wein ist viel zu jung, aber noch erhältlich und daher eine gute Gelegenheit zu überprüfen, ob der aktuelle Bestand im Keller erhöht werden soll. Los ging es trotz allem mit einem Riesling von Emrich-Schönleber, Monzinger Halenberg „Lay“, 2004, 94 Punkte, ein grandioser Riesling.  Aber zurück zum Perwolff, übrigens die historische Bezeichnung des Weinortes von Deutsch-Schützen (1221) . Seine Farbe erinnert an die Früchte des Granatapfels, so intensiv leuchtet das Rubinrot. Die Nase noch nicht ganz geöffnet, zart süßliche rote Beerenfrucht nach roten Johannisbeeren und Himbeeren, Lakritznoten lassen die 20 Monate im kleinen Holzfass erkennen, daneben seine typischen leicht ätherischen Anklänge und Nuancen von Küchenkräutern. Die Nase zeigt bereits klar das Potenzial an und wird sich in den nächsten zehn Jahren noch deutlich entwickeln. Der Antrunk wird wieder von der rotbeerigen, zart süßen Frucht dominiert und wirkt unheimlich kraftvoll, wild und jugendlich ungehobelt. Dann tritt aber eine zunehmende Harmonisierung ein, wenngleich der Wein noch weit vom Höhepunkt entfernt ist. Er ist noch recht fruchtbetont, zeigt aber schon jetzt seine Tiefe und Komplexität an. Bei der Frucht Nuancen von Feige und Cassis. Die Tannine sind noch leicht grobkörnig, aber bei weitem nicht mehr so aggressiv wie vor einem Jahr. Dunkles Nougat und Zigarrenkiste lassen die Fassreife deutlich werden. Die Säure ist überaus präsent, fast jugendlich ungestüm. Im Abgang blitzen eingemachte Kirschen durch, wunderbar kombiniert mit einem Schmelz von Nougat, kandierten Aprikosen (ohne Süße, reiner Fruchtextrakt) und frisch, geschnittenen Küchenkräutern. Vergraben Sie Ihre Flaschen noch fünf Jahre im Keller. Ich bin sicher, der Wein dankt die Geduld und wird sich dann sehr harmonisch, tief und komplex zeigen. Schon jetzt ein tolles Erlebnis für Fruchttrinker. Acht Stunden in der Karaffe, nach vier Stunden in eine neue Karaffe umgefüllt, offen mit Freunden zur Oberschale vom Rind verkostet (ach was, mit Lust getrunken).

Vom Weingut, 32 Euro, 90+ Punkte (ausgezeichnet), bis 2020

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