Georg Breuer Riesling Berg Schlossberg Erstes Gewächs, 2003
Während ich diese Verkostung schreibe, hallt noch immer der Wein im Geiste und am Gaumen nach. Was für ein großartiges Weinerlebnis. Ich verneige mich vor diesem Werk und versuche nun trotzdem einigermaßen neutral das Erlebte in Worte zu fassen. Strahlendes Goldgelb, hohe Viskosität im Glas. In der Nase zunächst eine extrem zupackende Mineralik, glockenklare Aromen nach getrockneten Wiesenkräutern, auch frisches Heu, Essenz vom Pfirsich und filigrane Zitrusspitzen. Alles in einer perfekten Harmonie verwoben und doch von gewaltiger Komplexität, so als würden die Bestandteile um die Vorherrschaft ringen. Auf wunderbare Weise münden sie in dieses harmonisch, filigrane Gesamtkunstwerk. Im Mund setzt sich die Komplexität unvermindert fort. Trockene und schlanke Stilistik mit einer saftigen, glasklaren Pfirsichfrucht und einer schon fast brutal tiefgründigen Mineralik. Ein einmaliges Erlebnis. Erneut deutlich getrocknete Kräuter und Gräser, auch zarte Gerbstoffe, etwas Wachs- und Tabaknoten. Feinste, noch jugendliche Säure gibt dem Wein eine anregende Frische und hält ihn filigran. Zum Ende hin explodiert die Frucht förmlich für einen Bruchteil der Sekunde, nur um sofort wieder der Mineralik den Vortritt zu überlassen. Diese bestimmt dann den langen und fein gewobenen Abgang, im Zusammenspiel mit zart süßlich-herben Tabaknoten, trockenen Wiesenkräutern und einem Hauch buttriger Cremigkeit. Der Wein zählt ganz sicher zu dem Besten, was ich bisher im Glas hatte. Ein großes Meisterwerk deutscher Weinbaukunst, dass noch sehr jung ist und vielleicht seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat. Groß! Deswegen trinke ich Wein.
Von Privat, 33 Euro, 97 Punkte (groß), jetzt bis 2019
[08. Mai 2010] Nach einem Jahr gilt es für mich meine euphorische Bewertung des Vorjahres zu überprüfen. Wie lästig, aber na gut, mit einem guten Freund machen wir halt eine Pulle des Weines auf :). Zum Glück, eine intakte Flasche. Wir sind vollkommen begeistert. Erneut diese abgrundtiefe Mineralik in wunderbarer Verbindung mit exakt gezeichneten, getrockneten Wiesenkräuter. Man möchte nur noch in diesen Wein hinein schnüffeln. Der Duft wirkt irgendwie gereift, aber trotzdem jung und ungestüm und voller berstender Kraft, ohne aber die Breuer-typische Eleganz zu verleugnen. Im Mund entspricht der Wein der Beschreibung vor einem Jahr. Eine Veränderung konnte ich kaum feststellen, vielleicht ein Hauch reifer. Es bleibt ein Meisterwerk.
Im Fachhandel, 38 Euro, 96 Punkte (groß), bis 2020 |