Wirsching Silvaner Iphöfer Julius-Echter-Berg Spätlese trocken „S“, 2005
Strohgelb mit goldenen Reflexen. Schon beim ersten Schwenken des (Bordeaux-)Glases fällt auf: der Wein hat eine ungemein hohe Viskosität, die Tränen kriechen wie in Zeitlupe zurück zum Grund des Glases. Dies lässt einen Brocken von Wein erwarten… In der präsenten Nase Zitrustöne und reintönig Birne, ergänzt durch einen vegitabilen Ton, der zunächst an frische Kohlrabi erinnert, sich dann aber mit mehr Luft in einen erdig-würzige Ton wandelt, etwas weisser Pfeffer, später deutlicher Kräuter, auch ein feiner Alkoholtouch ergänzen das Aromenbild. Im Antrunk mächtig, hoher Fruchtextrakt mit saftigem Birnengeschmack, pfeffrig, verhalten mineralisch, mit mehr Luft auch deutlich Kräuter. Ungemein druckvoll am Gaumen, dem nicht zu verleugnenden hohen Alkolholgehalt von 14 % stellen sich die Birnenfrucht und die Kräutertöne — auch wieder etwas Pfeffer — mit Nachdruck entgegen und überwinden ihn. Reife Säure, bei guter Struktur. Der Wein hallt sehr, sehr lange und kraftvoll nach; da auch hier viel kräutrige Zitrus- und Birnenfucht mitklingt, gelingt es den alkoholstarken Zügen des Weines nie, die Oberhand zu gewinnen. Wirkt der Wein im ersten Eindruck noch wie ein Kraftblender, kann er mit mehr Luft doch noch deutlich hinzugewinnen und seinen kraftvollen, aber geschliffenen und insgesamt vielfältigen Eindruck verfestigen.
Ein wunderbarer Essensbegleiter zu Rinderrouladen mit Wirsing. Meine Trinkempfehlung ist hinsichtlich der weiteren Lagerdauer dennoch vorsichtig, denn wenn der Alkohol mit mehr Reife eventuell bei schwindender Frucht dominanter werden sollte, dürfte der Wein aus den Fugen gehen – was er aber aktuell jedenfalls so noch nicht zeigt. Die Mutigen können ihm einige Jahre weiterer Reife zugestehen, ich werde eher konservativ bleiben, denn dafür schmekt er mir aktuell viel zu gut. Offen verkostet, eine Stunde in der Karaffe.
Ab Weingut bezogen, 14,50 Euro, 90 Punkte (ausgezeichnet), bis 2010 trinken.