Weingut Gesellmann „G“, 2003
Kompaktes Granatrot mit zarten rostbraunen Reflexen, dunkler Kern. Intensives Bukett nach frisch gepflückter Minze, frischen Küchenkräutern, ganz leichter Holzwürze und etwas Kokos. Dunkle Waldbeeren, ein Hauch Orangenschalen und feine ätherische Noten komplettieren die ausgezeichnete Nase. Wirkt noch sehr jung und etwas wild, leichter Lackton. Im Mund ein ebenfalls grandioses Feuerwerk unterschiedlichster Aromen. Trotz seiner 14,5% Alkohol wirkt der Wein eher schlank und transparent, wenn gleich sein Auftritt noch jugendlich ungestüm ist. Es knallen noch ein paar Türen. Mit zunehmender Reife wird sich das noch deutlich entspannen und hoffentlich gewährt er uns dann Einblicke in all seine Abgründe. Aber schon jetzt zeigt er an, wo die Reise hingehen könnte. Im Antrunk wieder diese ausgezeichnete Melange von ätherischen Noten und den saftigen, intensiven Fruchtaromen, jetzt ist Kirschkonfit leitend. Kaum will die Kirsche ihre Süße andeuten, wird sie von einer herben Cassis, kräftigen Kräutern und einem Hauch Minze auf die Plätze verwiesen. Feinster Nougat sorgt für etwas Ruhe im Aromensturm. Eine fein definierte Holzwürze zeigt die 40 Monate an, die der Wein im neuen, kleinen Eichenfass zugebracht hat. Im weiteren Verlauf treten immer stärker mineralische Noten zu Tage, die den ungemein langen Abgang bis zum Schluss begleiten. Nougat, Beerenkonfit, ein zarter Hauch Karamell und Cassis graben sich in die Zunge ein und hallen lange nach. Bei jedem Schluck wandelt sich der Aromakern, und es zeigen sich neue Akzente. Ein Wein für die Couch zum Selbststudium, aber erst wieder in drei Jahren. So lange wird es wohl noch mindestens dauern, bis das Plus hinter der Bewertung verschwindet und der Wein demnach wirklich zeigt, was er kann. Ein hervorragender Wein von einem der großen Weinpioniere in Österreich. 2004 ist sogar noch besser. Zu Hause zu kalter Brotzeit gemeinsam offen verkostet. Ein Stunde in der Karaffe belüftet.
Vom Fachhandel, 55 Euro, 91-93+ Punkte (ausgezeichnet), 2012 bis 2023