Selbach-Oster Riesling Zeltinger Himmelreich Eiswein, 2008
Ich möchte an dieser Stelle einmal Respekt zollen. Respekt — diesmal aber nicht für außergewöhnliche Winzerleistungen oder allein für bewegende Momente im Glas, sondern für die Arbeitsleistung derer, die in der finalen Kette der Produktion dieses Weines recht weit am Anfang stehen, deren Arbeit gerade aber bei dem heute probierten Weintyp nicht genug gewertschätzt werden kann. Als ich diesen Wein in meinem Glas schwenkte, sah ich sie vor meinem geistigen Auge, die Erntehelfer, die die gefrorenen Trauben bei Eiseskälte und wahrscheinlich zu nachtschlafender Zeit von den Rebstöcken geerntet haben. Nicht nur, dass es schon bei normalen Temperaturen eine anstrengende (Hand-) Arbeit ist, derartige Steillagen zu bewirtschaften, bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt wird dies kaum angenehmer sein. Und, dies sei nur nebenbei bemerkt, die Weinberge in der Lage Himmelreich in Zeltingen haben eine Hangneigung von bis zu 70%. Das dürfte eine harte Nacht gewesen sein — also Respekt für diese Arbeit!
Helles Strohgelb, in der Nase ein frischer Cocktail aus Quitte, Pfirsich, Zitrus und etwas Orangenzesten. Im Mund von saftiger Art, wieder Quitte, Pfirsichcreme, ganz feine Orangentöne, moderate Tiefe, ein feiner Schieferton ergänzt die Frucht. Seine Jugend zeigt sich in einer speicheltreibendend präsenten Säure, die aber nicht gänzlich harmonisch durch den Körper des Weines eingebunden ist und am Gaumen über der saftigen Frucht etwas hervorsteht. Aber als Eisweintrinker sollte man ja eher säurefest sein. Die Säure trägt die Quittenfrucht dann auch in den schmelzigen Abgang, wo diese mit mit knapp langer Dauer nachhallt. Ein ansprechender Wein — sehr animierend, aber leider nicht der komplexeste seiner Zunft. Jungendlich. Offen verkostet, undekantiert, die kleine Flasche war einen Tag geöffnet, der Wein veränderte sich aber auch am Folgetag nicht merklich.
Als Geschenk verkostet, 87 Punkte (sehr gut), ab Mitte 2010