Kees-Kieren Riesling Graacher Domprobst ** Großes Gewächs, 2005
Nicht nur innerhalb des VDP gibt es Große Gewächse. Auch die moselanische Winzervereinigung „Riesling-Weingüter im Bernkasteler Ring e. V.“, landläufig verkürzt als Bernkasteler Ring bezeichnet, vermarktet seit dem Jahr 2005 unter der Bezeichnung „Großes Gewächs Bernkasteler Ring“ ihre trockenen Spitzen. Die Kriterien hierfür sind Anbau in ringintern klassifizierten Steillagen, eine begrenzte Ertragsmenge von 50 hl/ha, Handlese bei mehr als 92° Oechsle, geschmacklich trockene Weine sowie mehrmalige Vorproben durch eine ringinterne Prüfungskommission. Das verbindene Merkmal auf den Flasche ist — siehe Bild — eine dezente Plakette mit dem Siegel „GG Bernkasteler Ring“. Dem heute zu beschreibenden Wein bin ich zuletzt im Sommer 2007 begegnet. Da war er eindeutig zu jung, unzügänglich und seine dichte Struktur noch in weiten Teilen vom Alkohol unangenehm überlagert. Damals bekam ich auch erste Zweifel, ob ich mich eventuell doch „verkauft“ hätte – denn in der damaligen Verfassung gefiel mir der Wein nur überaus mäßig. Schön gesprochen. Da hilft nur eines, die Flaschen tief im Keller verstecken, kurzes Stoßgebet, sich in Geduld üben und später wieder einmal probieren. Inzwischen hat sich der Wein aber deutlich zu seinem Vorteil weiterentwickelt (also definitiv kein Fehlkauf), und auch wenn ich in dieser Flasche schon einen ganz leichten Reifeton entdecken konnte — die Entwicklung dieses Weines sehe ich noch nicht als abgeschlossen an.
Dunkles Strohgelb. In der recht verspielten, dennoch kräftigen Nase finden sich reifer Pfirsich, Grapefruit und Anklänge an frisch gehackte Kräuter. Im Mund mit guter Struktur, recht druckvoll. Deutliche Schiefermineralik. Das dichte Mundgefühl spiegelt sich geschmacklich wider in Steinfrucht- und Grapefruitnoten, auch etwas kräuterig, dazu gesellt sich ganz verhalten ein leichter Reifeton. Der Wein ist mit einer ansprechenden, immer noch beißenden Mineralik versehen. Harmonisches Säuregerüst. Mittellanger, von Frucht und Schiefernoten geprägter Abgang. Der Wein ist alkoholkräftig, dabei aber weder in der Nase noch im Mund unangenehm alkoholisch. Ich bin gespannt, was mit weiterer Reife passieren wird. Auch wenn er jetzt schon die erste Trinkreife erreicht hat, lasse ich ihm gerne noch ein bis zwei weitere Jahre, bis wir uns wiedersehen werden. Offen und undekantiert in einer Probe getrunken.
Ab Weingut, 15 Euro, 89 Punkte (sehr gut), ab 2011+