Hubert Lamy Bourgogne Les Chataigners, 2007

Hubert Lamy Bourgogne Les Chataigners, 2007

lamy_kleinDieser Wein war ein Tipp meines Händlers. Wie so oft wusste ich genau, was ich will, und wollte mich schnell wieder von dannen machen, doch er kriegt mich immer wieder: „Probieren sie doch mal eben den da.“ Nur selten macht er mit dieser Masche kein kleines Zusatzgeschäft. Diesmal weckte er mein Interesse bereits mit dem Etikett, denn Hubert Lamy ist mir bekannt aus dem faszinierenden, wenn auch nicht unproblematischen Film „Mondovino“, wo er sich als knurriger Anwalt des Terroir-Gedankens gegen die glatten Vertreter des internationalen Markenweintums inszeniert. Nebenbei gibt er auch seinem Sohn Olivier (der im Film gar nicht auftritt) kräftig eine mit, der zum Zeitpunkt des Drehs im Begriff ist, den Familienbetrieb zu übernehmen und einen deutlich zugänglicheren Stil pflegt als sein Vater. Der hat damit erkennbar seine Schwierigkeiten. Der fragliche Wein nun wurde von Olivier gemacht, und natürlich gelingt es mir nicht, dieses Wissen beim Verkosten auszublenden — es lebe die Blindprobe, die so demütig macht. Nun also: Recht hell im Glas, Weißgold. In der Nase fällt gleich der sehr gelungene Holzeinsatz auf, er gibt dem Wein derzeit eine deutliche, aber keineswegs erschlagende Vanillenote, daneben machen sich Kräuter und eine sommerliche Blumenwiese bemerkbar, etwas Zitrus, Pfeffer, und im Hintergrund eine tolle, kühlende Mineralik. Im Mund scheint er nicht zu 100% durchgegoren, die sehr lebendige Säure bildet jedoch einen schönen Gegenpol dazu, schwarze Johannisbeere, Birne, gelber Apfel und Pfeffer dominieren die Aromen, die Mineralik zeigt sich hier etwas dezenter als in der Nase. Das Ganze ist mit einer durchaus kräftigen Struktur unterlegt. Der Stil des Weins zieht sich konsequent bis in den länglichen Abgang durch, er ist trinkig, relativ weich, auf der Zungenspitze bleibt ein kleines pfeffriges Stechen stehen, insgesamt für einen einfachen Bourgogne ein recht kraftvoller Auftritt. Die Nase mit der kühlen Mineralik gefällt mir einen Tick besser als der Mund, hier scheint sich mir die Skepsis des Vaters Lamy zu bestätigen: Etwas strenger könnte es hier zugehen, der Wein wirkt ein wenig gemacht. Dennoch ein schönes Trinkvergnügen.

Im Fachhandel, 17,50 Euro, 86 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2011

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