Heinrich Männle Cabernet Sauvignon Durbacher Kochberg Spätlese trocken, 2003
„Natürlich gibt es ausgezeichnete Cabernet Sauvignons aus Deutschland“ schmetterte der Gastgeber einer mir vertrauten Weinstube entgegen. Skeptisch nickte ich mein Haupt, hoffte darauf, dass dieser Kelch an mir vorüber gehen mag und versuchte das Thema sanft auf Riesling umzuschwenken. 10 Minuten später stand ein Glas dieses Weines vor meiner Nase. Na super dachte ich. Heute, gut ein Jahr später, schreibe ich eine Verkostung zu einer Flasche dieses Weines aus meinem Keller. Irgendwas war schief gelaufen, verdammt mir hatte das Zeug damals echt geschmeckt. Und heute? Kompaktes Kirschrot mit dunklem Kern. Die Nase intensiv, eher von den tertiären Aromen bestimmt. Vor allem feine Laktritznoten steigen in die Nase, daneben leicht harziges, frisch geschlagenes Holz und leicht süßliche Tabaknoten. Erst dahinter und verstärkt nach längerer Zeit in der Karaffe auch herzhafte Cassisnoten und geräucheter Schinken. Beachtliche Komplexität und Tiefe. Im Mund schlichter, jedoch nicht simple. Die Frucht tritt nun deutlicher in den Vordergrund: rote und schwarze Johannisbeeren, rotfleischige Früchte. Schön auch die Holznoten mit seinen weichen Tabaknoten und den kräuterwürzigen Aromen. Kein breiter, oder gar opulenter Wein. Eher schlank, mit feiner Mineralik, vitaler Säure und trockener Stilistik. Ein Versuch die BDX-Stilistik nachzuahmen. Guter, nachhaltiger Abgang mit Raffinesse und schöner Tiefe. Erneut finde ich den Wein überaus gelungen. Männle versteht sich auf CS und sein Bestreben nach kompromissloser Qualität ist klar erkennbar. Zu 90 Punkten fehlt ihm noch eine Spur mehr Eleganz und weniger Alkohol würde dem Wein noch mehr Schärfe verleihen. Drei Stunden in der Karaffe und dann über zwei Tage offen verkostet. Teuer!
Von der Weinstube, 45 Euro, 88 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2013