Robert Weil Riesling „Charta“, 2007

Robert Weil Riesling „Charta“, 2007

2007-RWCIch will ja gerne zugeben, dass ich mit den trockenen Basisrieslingen von Weil bislang wenig gedächtniswürdige Erfahrungen gemacht habe. Die Literrieslinge und einfachen QbA, die ich bislang probiert habe, waren allesamt sauber, aber abgesehen davon, dass sie recht austauschbar erschienen, schlicht zu teuer für ihre Wein-Gegenleistung. Insofern habe ich zunächst gezögert, als ich diesen Wein im Regal des örtlichen Fachhändlers sah — immerhin lag er mit 13 Euro in einer Preisklasse angesiedelt, in der man mach andere trockene Spätlese von ebenfalls renommierten Erzeugern erwerben kann. Aber meine Neugier und die Überzeugung, dass ein Charta-Riesling wohl ein anderes (besseres) Niveau haben sollte als ein einfacher QbA, sie siegten dann doch und führten mich zur Kasse. Und mit dieser Erwartungshaltung nach der Kühlung weiter an den Öffner.

Blasses Weißgold mit grünlichen Tönen. In der Nase jugendlich, recht verhalten Zitrusfrüchte, vor allem Limone, etwas Rauch, ein schlanker Mineralton. Soweit ansprechend – am ersten Abend. Im schlanken Antrunk limonig, mit einer saftigen, aber etwas zu reschen und damit nicht ganz harmonischen Säure im Mund. Herbe Töne, der Alkohol ist nicht gänzlich eingebunden, mit etwas Verweildauer im Glas (und nochmals viel deutlicher am Folgetag) wird der Alholtonton sogar unangenehm aufdringlich (trotz „nur“ 12,0 %). Außer der Limone und dem Alkohol verbleibt im Mund: leider nichts. Wenig Struktur. Der Wein bricht hinten dann völlig auseinander: Eindimensionale Limonenfrucht, kaum Mineralität, kurz. Abgesehen von der zunächst wirklich ansprechenden und erwartungsfördernden Nase erscheint mir dies nun doch ein eher einfacher Wein zu sein. Das alles könnte man ihm vielleicht durchgehen lassen, wenn dies ein Schoppenwein wäre – was er aber als Charta-Riesling (und in dieser Preisklasse, bitteschön) wohl eigentlich nicht sein darf. Richtig, das Rücketikett der Flasche will schon alle Erwartungen kanalisieren: „Mit dem klaren Geschmacksbild des klassischen herben Rheingauer Rieslings“. Aus meiner beschränkten Erfahrung kann ich aber sagen: da gibt es weitaus gelungenere Vertreter der Charta-Liga.

Was bleibt also? Zunächst ein für mich bestätigtes Vorurteil bezüglich der trockenen Weilschen Basisweine und die Überzeugung, dass ich mich künftig nur noch nach restsüßen Weinen respektive den Großen Gewächsen von diesem Weingut umsehen werde. Offen über zwei Tage verkostet.

Im Fachhandel gekauft, 13 Euro, 82 Punkte (gut), bis 2010.

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