Miquel Oliver „Aia“ D.O. Pla i Llevant, 2004
Die mallorcinische Weinwelt teilt sich in zwei Herkunftsbereiche auf: im Westen firmieren die ca. 400 ha großen Weinanbauflächen unter der Herkunftsbezeichnung D.O. Binissalem, im östlichen Teil der Insel hat die D.O. Pla i Llevant gut 340 Hektar. Das Stammhaus des Weingutes „Vinyes i Bodegues Miquel Oliver“ liegt in Letzterer, genauer gesagt, in der Gemeinde Petra, nur wenige Kilometer der Stadt Manacor entfernt, im Inselinneren. Ja, liebe Arenalurlauber, es gibt ein Inselinneres. Wirklich. Aber das muss Euch bitte nicht weiter interessieren… Das Familienweingut bereitet bereits in vierter Generation Rot- und Weißweine, 12 Hektar nennt es inzwischen sein eigen. Der heute probierte Wein, ein sortenreiner Merlot, wurde direkt vor Ort gekauft und dann im Handgepäck — in einem von 11 Weinflaschen geringfügig überfüllten Rucksack — vor einigen Jahren in heimische Gefilde importiert. Man kann aktuellere Jahrgänge aber auch im deutschen Fachhandel beziehen.
Dunkles Purpurrot, mit einem opaken Kern. In der vollen Nase kirschlikörig, deutliches, aber nicht dominantes Barrique-Toasting, das an konzentrierten Kakao erinnert, ganz leicht blitzt auch etwas Vanille durch, dazu Tapenade von schwarzen Oliven und dunkelbeerige Töne, etwas Balsamisches hat die Nase auch. Sie verrät es auch, dieser Wein hat Sonne satt gesehen, der Merlot ist alkoholkräftig und wirft 14,5 % in die Waagschale. Ganz anders aber — was den Alkohol betrifft — ist der Eindruck im Mund: vollmundiger, fruchtbetonter Antrunk, deutlich kühler als in der Nase, mit Kirsch- und Brombeergelee, die Frucht betört mit ihrer (nur ganz verhalten süßlichen) Fülle, gekontert von einer balsamischen Herbe. Der Wein lässt nur etwas an Tiefe vermissen… Spannend und ansprechend ist aber die Säurestruktur des Weines: sehr präsent führt die Säure die Frucht wie durch Seitenwände begrenzt kanalartig über die Zunge an den Gaumen. Hier macht sich auch etwas Mineralik bemerkbar. Der Wein bleibt jederzeit trinkig. Deutlich mittellanger, frucht- und kakaobetonter Abgang, in dem wieder die balsamischen Töne nachhallen. Das Tannin ist abgeschmolzen und sehr feinkörnig — hier kann ich volle Trinkreife attestieren. Offen verkostet, über zwei Abende probiert.
Leider war es die letzte Flasche dieses Jahrgangs – wohl sicher aber nicht die letzte Begegnung mit diesem Wein. Weshalb man – frei nach Oliver Kahn – auch sagen könnte: „Aia, wir brauchen Aia!“
Ab Weingut gekauft, 16 Euro, 87 Punkte (sehr gut), jetzt trinken