Beringer Pinot Noir Napa Valley, 2007
Wie schon kürzlich gezeigt: Reisen bildet. Dieser Wein wurde aus einem Weinladen an der Ostküste der USA importiert. Kalifornischer Wein ist meine Sache nicht, dem Pinot gebe ich aber auf Reisen immer wieder eine Chance, weil hier doch (durch die Trauben-Charakteristik bedingt) oft das Bemühen erkennbar ist, nicht einfach nur die Sonne draufknallen zu lassen und teure Fruchtkompotte zu erzeugen. Diesmal habe ich mich aber irgendwie selbst reingelegt: Ob man mit diesen Ansprüchen den Basis-Pinot einer der größten Westküsten-Weinfabriken der ältesten Winery des Napa Valley angehen darf, ist doch sehr fraglich.
Wuchtige, jungholzige Nase, dunkles Beerenkompott, würzig, warm, leicht erdige Töne, alkoholstark. Kein Wunder: Das Etikett gesteht mit wissenschaftlicher Exaktheit 14,3 %. Im Mund eine ganze Tafel Milchschokolade, Schwarzkirsche, Extraktsüße, deutliche Anklänge an Port. Sehr geschmeidig im vorderen Mundraum, weiter hinten mit einer angenehm widerständigen Kratzigkeit, aber auch leicht trocknend. Ein sehr molliger Anfang mit einem etwas strafferen weiteren Verlauf, über allem geistert aber leider der Alkohol herum, der sich im Abgang mit einer deutlich bitteren und sehr unschönen Note nachhaltig in Erinnerung hält.
Gar nichts mehr verbergen kann er dann am zweiten Abend: Die vollmilchige Schokonote hat sich nun ein wenig abgemildert, aber dies zeigt nur umso deutlicher, dass der Alkohol hier das bestimmende Strukturelement ist. Ich habe zugegebenermaßen oben das eine oder andere Klischee bemüht, aber dieser Wein tut alles, um solcherlei Vorurteile über kalifornische Weine am Leben zu erhalten: Viel Getöse, nix dahinter.
Im Fachhandel, 25.- USD, 76 Punkte (ordentlich), jetzt bis 2010