Julián Chivite „Gran Feudo“ Navarra Reserva, 2003

Julián Chivite „Gran Feudo“ Navarra Reserva, 2003

Manchmal treibt mich der Blick in meinen Weinkeller fast in den Wahnsinn. Riesling galore, jede Qualität; weiterer deutscher Weißwein zur Genüge; Bordeaux, dessen Öffnung gut überlegt und geplant sein will, ebenfalls; „Mittwochsweine“, wie Guido sie nennen würde, kaufe ich um die Ecke nach Bedarf; aber einfach mal ein schöner Rotwein bis 15 Euro, trinkreif? Nix. Der Fachhandel hilft bei solchen Problemen leider nur bedingt, da die Weine dieser Preisklasse dort meist deutlich vor ihrer Trinkreife verkauft werden. Man ist dann immer auf Glückstreffer angewiesen. So wie in diesem Fall: Ich musste mich ganz tief bücken, um dankbar festzustellen, dass sich unter den ganzen 05/06ern doch noch eine Partie aus 2003 befand. Einen Versuch war es wert.

Zu Beginn vor allem viel süßliche Vanille in der Nase, mit etwas Luft kommen jedoch langsam, aber sicher auch andere Noten zur Geltung. Überhaupt, Luft: Will ich ihm anfangs „einfach“ als Attribut attestieren, entwickelt sich im Laufe des Abends ein ziemliches Durcheinander aus durch- oder unterstrichenen Notizen auf meinem Block. Stehen bleiben schließlich getrocknete Kräuter, Würze, rote Früchte, Zedernholz und Paprika, eine kühle Mineralik und vielleicht ein ganz leichter Alkoholtouch. Im Mund hat der Wein eine kräftige Säure, er zeigt sich anfangs wenig geschmeidig, wird aber langsam immer harmonischer, wieder mit vielen roten Früchten, insbesondere Sauerkirsche, eine ganz leicht portige Note vermeine ich zu spüren; in der Summe aber kühl und sehr straff, die Tannine etwas trocknend.

Alles in allem gefällt mir das ganz gut. Die Mischung aus Tempranillo, Cabernet und Merlot ergibt hier einen Wein, der das hält, was man sich bei diesen Mitspielern versprechen darf: spanisches Feuer (drei Euro für’s Phrasenschwein…), eine gewisse kühle Eleganz, und das alles durch einen Schuss Merlot abgerundet.

Vom Fachhandel, 10.- Euro, 84 Punkte (gut), jetzt bis 2011

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