Paul Kerschbaum Blaufränkisch Dürrau Barrique, 2006
Heute stand uns der Sinn nach einem fruchtbetonten, kräftigen Trinkspaß. Bloß kein intellektueller Firlefanz, bei dem wir uns mit irgendwelchen Sekundär- oder gar Terziäraromen beschäftigen müssen. Spontan viel mir Kerschbaum ein und zufälligerweise befand sich sein „einfacher“ Blaufränkischer aus dem Barrique im Klimaschrank. Nach drei Stunden in der Karaffe, hielt er genau was wir uns von ihm versprachen: geballte Frucht, Schmelz, hohes Trinkvergnügen ohne ins Triviale abzurutschen. Zwischen Fußball, Kaminfeuer und Pastagericht brachte uns der Wein ordentlich in Stimmung und wir stimmten uns auch mächtig auf den Wein ein – knapp 90 Punkte erschienen am Horizont. Die Party ist vorbei, kommt nun der Katzenjammer?
Dunkles Kirschrot. Präsente, sehr fruchtbetonte Nase nach roten Johannisbeeren, Pflaumenkompott aber hauptsächlich reife Schwarzkirschen. Das Holz sehr gut eingebunden, nur eine zart-schmelzige Nougatnote erinnert an den Einsatz der Barriques. Der Antrunk sehr saftig und trinkanimierend. Erneut intensiver Geschmack nach roten Beerenfrüchten, Kirschsaft und reife Brombeeren, dahinter Weihnachtsgewürze wie Nelken oder Anissterne . Doch erst im weiteren Verlauf zeigt der Wein seine Güte. Die Frucht weicht ein wenig zurück und geht eine ausgezeichnete Hommage mit den Holzaromen ein. Nougat und Milchschokolade verleihen dem Wein Schmelz und machen ihn zu einem Saufwein aller erste Güte für Kenner. Seine feine Säure, die zarten, sehr feinporigen Tannine sorgen für die nötige Spannung und Tiefe. Jetzt auf seinem Höhepunkt. Im Abgang werden die Tannine etwas rauer, ohne störend zu wirken. Der Abgang ist knapp lang und die über den gesamten Verlauf vorhandene Extraktsüße hält er bis zum Ende durch. Wird sich noch einige Jahre auf diesem Niveau halten. Zu Hause offen verkostet, drei Stunden in der Karaffe.
Vom Weingut, 19,50 Euro, 88 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2012