Weingut Kiefer Grauburgunder Eichstetter Herrenbuck Kabinett trocken, 2008

Weingut Kiefer Grauburgunder Eichstetter Herrenbuck Kabinett trocken, 2008

Vor einigen Wochen rief mich ein alter Freund aufgeregt an, Donnerstags abends, kurz vor halb sechs. Seine Familie habe für Samstag Mittag eine größere private Familienfeier organisiert und die Bezugsquelle für den ursprünglich geplante Weisswein sei ihnen nun kurzfristig ausgefallen. Nun bräuchte er schnell eine Empfehlung. Da er selbst zwar ausführliche Bierkenntnisse gesammelt habe, aber von Wein nicht den Hauch eines Schimmers hätte, sollte ich ihm nun in aller Kürze Beiseite springen und den Wein für die zwei Tage später stattfindende Feier aussuchen. Er nannte mir das geplante Essen, danach passte eigentlich nur ein Grauburgunder.

Riesling, nein, das käme eher nicht in Betracht. Chardonnay sei aber eine Alternative. Auf meine Frage, was er denn bereit wäre auszugeben, ein Zögern. „Naja, was man denn müßte… aber zu teuer sollte es nicht werden, da größere Mengen…“ Ich verstand. Ob ich ihm nicht ein, zwei Weinhändler in seiner näheren Umgebung nennen könnte, er würde dann umgehend Flaschen kaufen gehen und zu mir kommen, dann könne man gemeinsam probieren und den Wein bestimmen. Ich googelte und konnte ihm zwei kleinere Quellen nennen – gekauft hatte ich dort aber noch nicht…  Später dann klingelte es, mit einem Neuner-Karton Weisswein unter dem Arm stand der gestresste Mann vor meiner Tür — und eine knappe Stunde später hatte sich die Spreu vom Weizen selektiert… Wir probierten drei schon schlimme und vier eher belanglose Weine (die Auswahl war für „Fachhändler“ in der Summe erstaunlich bescheiden, auch wenn es um „nur“ das 4-8 Euro-Segment ging). Am Ende gingen noch zwei Weine in die Endausscheidung. Mit dieser Vorauswahl bewaffnet, trat der gute Mann den Heimweg an, denn die endgültige Entscheidung aus diesen beiden Weinen sollte seiner Angetrauten obliegen… fragt hier noch jemand nach dem Geheimnis einer erfolgreichen Ehe?

Als kleines Dankeschön für meine (wirklich nicht vorhandene) Mühe erhielt ich dann nachfolgend zwei Flaschen dieses Weines…

Blasses Strohgelb. Sortentypische und hefig-frische Nase, birnig, ein feiner Zitrus- und Kräuterton; die Nase lässt einen sehr saftigen Wein erwarten.  Im Antrunk ist der Wein noch jugendlich, etwas Kohlensäure perlt im Glas (das hatte die zuvor probierte Flasche nicht), der Wein ist entgegen den Erwartungen in der Nase aber schlank, sensorisch eher trocken (3,7 g Restzucker), sauber und frisch, mit Limetten und würzigen Birnentönen; etwas resche Säure (6,6 g/Liter), die sich mit etwas Reife in 2010 noch besser einbinden kann; moderate, eher süffige Tiefe. Am Gaumen würzig, aber auch einen kleinen Hauch alkoholisch-herb, knapp mittellanger, leicht schmelziger Abgang. Ein unkomplizierter Fischbegleiter, den wir offen und undekantiert nachprobiert haben. Den Feiernden hat er durchweg gut gefallen… insofern: Auftrag erfüllt.

Ab Hof zu 6,50 Euro, 81+ Punkte (gut), in 2010 trinken.

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