Emrich-Schönleber Riesling Monzinger Frühlingsplätzchen Spätlese trocken, 2006
Strohgelbe Farbe. Am ersten Abend deutlich schwefelige, fast schon böckserartige Spontanwürze, dahinter Zitrone, ein deutlicher Botrytistouch, dazu ein Geruch, den ich mit dunklem, nassem Gestein assoziiere. Die Nase ist kühl, ja, sie hat fast ätherische Anklänge. Im Mund nur verhalten limonig-schwefelig, leider schiebt sich schnell ein Säureüberhang über den Geschmack und dominiert den Eindruck. Der Wein ist eher schlank und mit sehr viel dunkler Mineralik versehen, die einen deutlichen Biss am Gaumen hinterlässt. Der Wein hat in diesem Zeitpunkt eine fast abweisende Stilistik, Fruchttrinker werden hier wohl unzufrieden auf die Suche nach einem Ersatzgetränk gehen. Im Abgang zeigt der Wein eine etwas zu säurelastig Melange aus Gestein, Schwefel und Zitrustönen, die mittellang nachhallt. Nein, irgendwie ist der Wein wirklich nicht in der Balance. Es dauert weitere drei Tage, bis der Wein sein Säurekorsett ein wenig verloren hat und etwas zugänglicher wird. Gleichwohl, harmonisch oder in sich schlüssig wird auch dieser Auftritt nicht. Insbesondere die zu deutlichen Schwefeltöne, die sich wie ein roter Faden durch den Wein ziehen, gefallen mir nicht.
Nur eine schwierige Phase oder doch schon die Tendenz zum letzten Atemzug? Die Frage dürfen andere klären, bei mir war es nur eine Einzelflasche – aus dem Gefühl heraus würde ich aber nicht mehr lange warten, wenn ich hiervon noch mehrere Flaschen im Keller hätte. Richtig traurig bin ich deswegen aber nicht, zugegeben. Am ersten Abend zwei Stunden belüftet und offen probiert und dann über weitere vier Tage nachprobiert.
Im Fachhandel, 14 Euro, 83 Punkte (gut), bis 2010?