Domaine Ostertag Riesling Muenchberg Alsace Grand Cru, 2006
Der Riesling aus dem Muenchberg von Ostertag gehört für mich ganz sicherlich zu den Weinen, die meine Leidenschaft für Elsässer-Rieslinge begründet haben. Sein 2005er zählt für mich bis heute zu den ganz großen sensorischen Erlebnissen, derart einmalig durchzog dem Wein ein komplexe Mineralik, wie ich sie nur ganz selten erlebt habe, ganz zu schweigen von dem grandiosen Säurespiel (94+ Punkte). Heute geht es aber (leider) um den Nachfolgejahrgang.
Gelbgold. Auf den ersten Riecher wird klar, man hat eine komplexe Nase vor sich. Tiefe jod-würzige Mineralik, filigrane Petrolnoten, Wachs, und getrocknete Kräuter kommen mir zunächst in den Sinn. Das alles wird flankiert von etlichen mürben Äpfeln und reifen, fleischigen Mirabellen. Insgesamt fast wuchtig, zumindest opulent und nicht ganz so messerscharf gezeichnet wie der 2005er. Ich befürchte ein Alkoholproblem im Mund. Der erste Eindruck bestätigt dies. Der Antrunk wirkt sehr wild; alle Bestandteile ringen noch um ihren Platz und so treten abwechselnd die Säure, der Alkohol, die Petrolnoten und die vielfältigen mineralischen und fruchtigen Aromen hervor. Wird sich dies je beruhigen? Meine anfänglichen Sorgen werden etwas gemildert, nachdem der Wein zwei Tage im Kühlschrank zubrachte. Noch immer etwas unruhig, aber nun viel stimmiger. Der Antrunk jetzt sehr saftig, weiterhin leider ein wenig alkoholisch, aber ungemein facettenreich und animierend. Eine dezente Petrolnote durchzieht den gesamten Verlauf. Darüber ein reichhaltiges Bukett. Quitten, angetrocknete Aprikosen, Birne und ein Korb von Äpfeln notiere ich mir bei den Fruchtnoten. Deutlich angenähert, aber noch nicht gänzlich verwoben, die kräftigen Kräuteraromen und die zartbittere, ja fast salzig Mineralität mit medizinalem Einschlag. Dies kenne ich so nur bei Ostertag. Der Abgang ist lang und endet auf einem schönen mineralischen Spiel. Ein sehr guter Wein, der seinen Alkohol aber noch nicht komplett verpackt und dem es an Harmonie und Leichtigkeit fehlt, um die 90 Punkte-Grenze zu packen. Heute gebe ich ihm ein Plus, in der Hoffnung, dass sich dies noch geben möge. Sicher bin ich mir nicht. Zu Hause offen über mehrere Tage verkostet.
Vom Fachhandel, 32,56 Euro, 88+ Punkte (sehr gut), 2011 bis ?