Quinta do Crasto Reserva Old Vines Douro, 2003
Im Glas ein dichtes Schwarzrot, das immer noch lilafarbene Reflexe aufweist — blickdicht und viskos liegt dieser Wein aus bis zu 70 Jahre alten Rebstöcken im Glas. Stumpfes Kakaopulver, das sich in Schichten über eine satte Blau- und Brombeerfrucht gelegt hat, eröffnet diese Nase, die ich im Laufe des Abends immer öfter als komplex bezeichnen werde. Die Nase deutet jedoch unmittelbar an, der Wein ist noch jung.
Die sensorische Achterbahnfahrt führt einen immer wieder zu neuen Eindrücken, mal ist es Lakritze, dann meint man konzentriertes Karamell zu erhaschen. Der Eindruck bleibt nicht lang stehen, denn plötzlich hat der Wein Zedernnoten und erinnert an konzentrierten Fleischsaft, dann wieder herrschen wilde Kräuter und Brombeerlikör vor. Und ehe man sich versieht, gewinnt die dunkle Beerenfrucht wieder an Oberhand und lässt die feinen Schwarzpfeffernoten hinter sich zurück. Schon ein Nasenwein, dieser füllige und unfiltrierte Genosse.
Im Antrunk setzt sich die „etwas wilde“ Stilistik fort, bestimmend ist hier die süßliche, dennoch kühl wirkende Beerenfrucht auf der einen, die kräftigen Holznoten (Bitterschokolade und Karamell) auf der anderen Seite. Der Wein hat aber beste Anlagen, mit mehr Reife auf die ruhige Harmonieschiene zu wechseln. Die Säure ist kräftig und puffert die Extraktsüße stimmig ab. Gute Tiefe, der Wein hat eine sehr feine Mineralik. Das Tannin ist noch (zu) präsent und etwas trocknend kantig. Aber dass dieser Wein noch etwas zu jung ist, hatte ich ja schon erwähnt. Langer und wild-verspielter Abgang. Ach ja, und ich sollte noch erwähnen, dass dieser Wein mit 14,5 % Alkohol ins Rennen geht, die seinem Auftritt des Weines aber nichts anhaben können. Es ist halt kein Hochsommerwein.
Offen über zwei Abende verkostet, am ersten Abend drei Stunden dekantiert und als ausgezeichneten Begleiter zu Rinderrouladen mit fruchtigem Rotkohl auf den Tisch gebracht.
Im Fachhandel gekauft, 26 Euro, 90+ Punkte (ausgezeichnet), Ende 2012 bis mind. 2015