Joh. Bapt. Schäfer Riesling trocken „Classic“, 2007

Joh. Bapt. Schäfer Riesling trocken „Classic“, 2007

Das Weingut Joh. Bapt. Schäfer findet man an der Nahe ganz im Nordosten, fast schon am Rhein. Das Weingut liegt in Burg Layen, ein wenig im Schatten des nur einen Steinwurf entfernten und alles überstrahlenden »Chateau Diel«. Und trotzdem weiß es aufzufallen -– nicht nur durch den jungen, dynamischen, geschäftigen und dabei trotzdem überaus sympathischen Winzer Sebastian Schäfer, auch durch ein blitzsauberes kleines Weingut, neue, geschmackvoll gestaltete Etiketten und eine innovative Einstellung zu Weinbau und Marketing. Hier sind die Weine verschraubt, das Sortiment ist klein, es wird auf Qualität gesetzt, dabei geht es zwar auch um Terroir, aber nicht immer auch um Naturhefen. Bei der Verkostung am Weingut war ich wenig begeistert, mir schienen die Weine etwas »gemacht«, irgendwie geschliffen. Einige landeten trotzdem im Kofferraum. Heute im Glas der Riesling Classic, sozusagen der trockene Gutswein, wenn man das bei ihm so sagen kann.

Im Glas ein helles Gelb mit weißen Reflexen, auf den ersten Blick recht viel Kohlensäure. In der Nase ein sehr schön definierter, reifer weißer Weinbergspfirsich und Düfte von Thai-Curry, auch Zitronengras. Dazu eine leicht würzige, präzise auf den Punkt gewirkte Steinmineralität. Idealtypisch für einen Nahe-Riesling, wenn auch eher bei größeren Gewächsen. Im Antrunk zuerst eine ganze Welle an Kohlensäure, sicher etwas zu viel; danach dann wieder ein vor Saft strotzender weißer Pfirsich und etwas herbe Zitronenschale, auch eine Zuckerspitze. Die Mineralität wird im Mund etwas feiner und kreidiger und sorgt mit dem guten Extrakt für einen guten Nachhall. Der Verlauf ist richtig rund, die von Mineralität und angenehmer Säure gestützten Fruchtaromen bleiben eine ganze Weile, der Abgang hat sogar ein bisschen Länge.

Der Wein präsentiert sich viel besser und charaktervoller als in seinen jungen Tagen. Natürlich ist er nicht auf Tiefe gemacht, er ist aber herrlich saftig und trinkig und alles andere als langweilig. Ein Wein, den man sich auch als Weintrinker nicht nur für unter der Woche wünscht. Der letzte »einfachere« Riesling, der sich mir so mineralisch präsentierte, war der Tonschiefer von Dönnhoff. Na, das passt ja jetzt wieder. Und ist absolut als Lob für den Wein und seinen Winzer zu verstehen. Direkt aus der Flasche offen verkostet. Auch einen Tag später ist der Wein noch voll da, die Kohlensäure aber zum Glück nicht mehr. Das hier ist vielleicht ein bisschen zu gut für einen Basiswein, Herr Schäfer. Aber machen Sie ihn doch bitte weiter so.

Vom Weingut, 8,50 Euro, 86 Punkte (sehr gut), 2010-2011

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert