Müller-Catoir Riesling Gimmeldingen Kabinett trocken, 2008
Dieser Ortslagen-Riesling von Müller-Catoir wird heute besonders bewusst genossen: Berufliche Gründe führen mich baldigst für längere Zeit ins entfernte Ausland, und so dürfte dies für mich einer der letzten deutschen Rieslinge auf einige Zeit sein. Wenn man dann noch weiß, dass ich in Gimmeldingen zur Grundschule gegangen bin, mithin hier also meine Heimat im Glas habe, die ich dann auch länger nicht mehr sehen werde, werden dem Leser (zurecht) Zweifel an der Objektivität dieser Verkostung kommen. Nun, ich bemühe mich.
Fangen wir daher nochmal anders an: 2008 Pfalz ist für eine äußerst rassige Säure bekannt. Als ich vor einem Jahr die MC-Kollektion vor Ort probierte, war ich, offen gesagt, etwas skeptisch, ob der Begriff „rassig“ hier ausreicht. Die Säure war heftig. Mit einigem Bangen habe ich daher diese Flasche geöffnet: Helles Gelb. In der Nase Kräuter, ein paar Blumen, felsige Noten, recht viel Substanz, rauchige, ein wenig ziehende Mineralität, ein wenig Fleisch, alles in allem kühl und elegant, jedoch nicht schlank. Es fällt mir sehr schwer, hier eine konkrete Frucht zu identifizieren, sie wird von der Kräuterigkeit überlagert, Aprikose vielleicht, sicher Grapefruit. Im Mund noch mit einer gewissen jugendlichen Frische, wieder Stein, Kräuter, Tabak und Grapefruit, ein bisschen auch pflanzliche Noten. Und ein anspruchsvolles Säuregerüst: Sie brizzelt und stichelt an den Zungenrändern, von der Spitze bis ganz nach hinten. Durchaus viel, aber nicht over-the-top. Im Gegenteil, sie macht den Wein dauerhaft frisch und trinkig, geht Hand in Hand mit dem trockenen Ausbau, den Kräutern und der Grapefruit, gibt dem Ganzen eine feste Struktur.
Ein schöner Kabinett, toll zu trinken an sommerlichen Abenden wie heute, mit Potenzial für sicher ein, zwei weitere Jahre. Verkostet nach einem Tag in der angebrochenen Flasche.
Vom Weingut, 10 Euro, 85 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2011/12