Querbach Riesling trocken Oestricher Doosberg Erstes Gewächs, 1998

Querbach Riesling trocken Oestricher Doosberg Erstes Gewächs, 1998

Die zweite Station auf meiner Rheingau-Tour kürzlich führte zum Weingut Querbach in Oestrich-Winkel. Und der Besuch sollte so etwas wie ein Gegenprogramm zu J. B. Becker werden. Das Weingut liegt fern vom Rhein, dafür nahe der Rebgärten inmitten der sanften Hügel des Oestricher Lenchen. Aus dem Verkostungsraum kann man die gut 10 Hektar des Weinguts nahezu komplett übersehen. Der Doosberg, aus dem Peter Querbach alljährlich sein Erstes Gewächs keltert, liegt nur einen Steinwurf entfernt.

Auch als Winzercharakter unterscheidet sich Peter Querbach deutlich zum Beispiel von den Beckers. Zusammen mit seinem Vater Wilfried packt er vor allem selbst zu auf dem Weingut. Peter Querbach ist entschieden mehr Weinpraktiker als Bohemien. Er zelebriert die Weinbereitung weniger als Kunst, sondern setzt mehr auf anspruchsvolles handwerkliches Gelingen. Ihm geht es dabei vor allem um die Balance und die Unbelassenheit seiner Weine. Hier werden die Weine schon seit Jahren mit den eigenen Hefen vergoren, der Gärprozess wird dabei weder beeinflusst noch künstlich verkürzt oder verlängert. Auch kommen keine Süßweinreserven zum Einsatz wie etwa bei J. B. Becker. Das Ergebnis sind charakterstarke Weine mit nahem Bezug zu ihrer Herkunft.

Wunderbar ist zudem, was die Weinkarte bereithält. Das Erste Gewächs kann noch zurück bis zum Jahrgang 1998 eingekauft werden, ebenso auch noch einige andere Weine des Weinguts. Eben dieser Doosberg 1998 musste kurz nach meinem Besuch aufgezogen werden, die Neugier war zu stark.

Im Glas ein strahlendes helles Gelb mit starken hellgrünen Reflexen. In der Nase mal gelbe, mal weiße Steinfrucht, auch exotische Früchte, vor allem Kiwi, ganz leichte Reifetöne, frische grüne Bananen, subtiler Schmelz, dabei leicht muffig, auch nach ausgiebiger Luftzufuhr, und eine erdige, etwas metallisch anmutende Mineralität.

Im Mund Wein entfaltet der Wein dann seine ganze Strahlkraft. Zuerst eine deutliche Welle an Säure, die sich im Mund aber schnell in ihre kleinsten Bestandteile auflöst und ganz filigran wird. Hinzu tritt die Steinfrucht und ganz viel frische, leicht herbe Zitrus von Blutorange bis Mandarine. Die Frucht ist konzentriert, nektarartig. Dazu kommt eine leichte Firnis und ganz diskret feine wie auch frische Aromen grüner junger Bananen. Selten sind mir Reifetöne in einem Riesling so nuanciert begegnet. Die Mineralität ist jetzt feinkörnig, sandig anmutend und schön mit der Frucht verwoben.

Trotz seines Alters wirkt der Wein irre frisch und animierend. Das Spiel aus konzentriertem Extrakt und der deutlichen, bis in die Spitzen reichenden Säure macht viel Freude. Weiter hinten meldet sich noch eine leicht salzige gereifte Mineralität und eine richtig tolle Länge auf den Reifearomen und dem mineralischen und pfirsich-orangigen Nachhall. Auffallend ist, dass der Wein bei allem, was er gemacklich bietet, recht leicht wirkt, ein bisschen mehr Power und Alkohol würde ihm sogar gut stehen.

Interessant ist der Vergleich zu der ebenfalls aus 1998 stammenden, kürzlich verkosteten trockenen Spätlese von J. B. Becker. Der Doosberg ist viel feiner und cremiger, auch deutlich opulenter. Er hat etwas mehr Restzucker und viel mehr Spiel, wenn auch nicht ganz so viel Tiefe. Genau so vereinigt er Frische, Aromatik und Reife, bleibt dabei aber deutlich charmanter. Mehr Länge und Raffinesse kommen hinzu und außerdem die unverkennbare, fein mineralische Doosberg-Note.

Ein toller Wein in der Spätphase seiner Trinkreife. Und eine ganz deutlich ausgesprochene Empfehlung für alle, die sich dem Riesling verschrieben haben. Das sollte man mal probiert haben!

Vom Weingut, 13,50 Euro, 90 Punkte (ausgezeichnet), jetzt trinken bis 2012

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