Georg Breuer Riesling Berg Schlossberg Erstes Gewächs, 1995

Georg Breuer Riesling Berg Schlossberg Erstes Gewächs, 1995

Mal wieder ist Abend, mal wieder Besuch und mal wieder, wie schön, einer der seltenen Gelegenheiten ein immerhin fast 15 Jahre altes, großes, trockenes Gewächs zu verkosten. Wir sind im Rheingau und schreiben das Jahr 1995. Ein ausgezeichnetes Jahr wie man hört, auch für Breuer und insbesondere für seinen Berg Schlossberg, um den es hier gehen soll.  Nur 11,5 % Alkohol weißt das Etikett aus. Eine Selbstverständlichkeit zur damaligen Zeit. Wie schnell sich die Zeiten ändern können. Stellen Sie sich heute mal eine großes oder erstes Gewächs mit 11,5 % Alkohol vor.

Zu den wenigen Gütern, die bereits damals große, trockene Gewächse vinifizierten zählt ganz sicherlich Breuer. Ich schätze seine Weine aufgrund der besonderen Eleganz, Mineralik und Struktur. Meiner Ansicht eine mögliche, mustergültige Interpretation des Rheingau-Rieslings. Leider wurden nur knapp 1700 Flaschen damals von dem Wein gefüllt, um so mehr freuen wir uns,  heute eine davon an den Kragen gehen zu dürfen.

Die Farbe strahlend, goldgelb mit grünen Reflexen. Petrol und Wachsnoten sind der erste Eindruck in der wunderbar reintönigen Nase. Komplexer mineralischer Duft nach feuchten Kieselsteinen, Tafelkreide und einem Touch tabakigen Noten. Dahinter Abrieb von der Zitrone und herbe Wiesenkräuter. Feine Komposition, sehr strukturiert. Am Gaumen eine nervige Hommage aus präsenter, jedoch feiner Säure und einer tiefen und komplexen Mineralik mitsamt angenehmen Altersnoten. Konsequent trockener Ausbau. Wirkt noch sehr intakt und vital. Typische elegante Stuktur, trotzdem mit Kraft und Druck am Gaumen. Erneut Zitrusabrieb, unreife Pfirsiche und herbe Küchenkräuter. Im Abgang vermindern sich die Altersnoten und die Zitrusnoten werden zunehmend präsenter. Sie verleihen dem Wein ein gefällige Frische. Die Mineralik ist jedoch das alles prägende Element und macht so richtig Spaß. Feuerstein, Tabak und Kieselsteinnoten hallen lange nach. Ein wirklich ausgezeichnetes, jedoch aufgrund seiner streng, trockenen und schlanken Stilistik, ungewöhnliches Großes Gewächs. Gewährt einen faszinierenden Blick  zurück in eine Weinvergangenheit, die eigentlich noch gar nicht so lange zurückliegt, aber wegen all der Großen Gewächse mit knapp 9 Gramm Restzucker und 13,5 % Alkokol (und der damit verbundenen Wucht und Opulenz), schon vergessen scheint. Von der Flasche ins Glas, verbesserte sich im Laufe des Abends zusehends. Am nächsten Abend noch besser. Die Fruchtaromen traten dann noch deutlicher und feiner gezeichnet hervor und verliehen dem Wein noch mehr Frische und ja, auch Charme. Die Reifenoten waren kaum noch wahrzunehmen. Der Wein sollte vorab einige Stunden karaffiert werden. Wird sich noch Jahre auf diesem Niveau halten. Hab noch ne Flasche *juhu*.

Vom Fachhandel, 36 Euro, 93 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2015

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