Chateau Petrus Pomerol, 1961

Chateau Petrus Pomerol, 1961

Ein Weintraum wird Wirklichkeit und dies auch noch aus einer Flasche mit perfektem Füllstand. Ich will gar nicht viele Worte vorab verlieren, denn kaum über einen Wein wurde bereits derart viel geschrieben und geschwärmt. Da geht mir ja eigentlich sofort das Messer in der Tasche auf. So viel Hype um einen Wein, muss doch alles versnobtes Geschwätz sein. Irren sollte ich mich, und zwar gewaltig.

Dunkles Kirschrot mit alt-goldenen Reflexen, kompakter Kern, feiner Wasserrand. Kaum steckte ich meine Nase ins Glas, da erschauderte ich aufgrund seiner enormen Dichte und seinen extrem vielschichtigen Aromen. Die Nase ungeheuer intensiv und trotzdem frisch, klar und gestochen scharf gezeichnet. Junge Minze, reife Schwarzkirsche, facettenreiche eher dunkle Kräuterwürze, Tinte, Graphit und ein faszinierende Anflug von starkem Espresso streiten sich förmlich um den ersten Platz. Ein einmaliges Erlebnis. Im Mund auf einem ebenso ungeheuerlichen Niveau. Gleich zu Beginn enorm präsent, mit packender, zwingender Tiefe und Dichte, fast ein Extrakt von Wein, der aber auf Ballettschuhen daherkommt, so genial fein gezeichnet ist er. Intensives Kirschkonfit durchzogen mit feinen Kaffeenoten und ganz dunkler Schokolade. Ummantelt von komplexen kräuterwürzigen Holzaromen und einem markanten, aber sanftpfötigen Taningerüst. Im weiteren Verlauf abgrundtief, ständig wandelnde Aromen von enormer Dichte, die meinen Gaumen unglaublich beschäftigen. Die Säure reif und mild, gibt dem Wein aber genug Spannung. Der Abgang ist ewig lang und es blitzen in ihm nochmals alle Komponenten auf. Ein solchen Nachhall habe ich in meiner jungen Weinkarriere noch nicht erlebt. Keinerlei Alterserscheinungen, wird sich noch einige Jahr auf dem Niveau halten. Ein Meisterwerk. Offen bei Freunden genossen, von der Flasche direkt ins Glas.

Vom Fachhandel, 1.500 Euro, 98 Punkte (groß), jetzt bis 2020

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