Chateau Pichon-Longueville Baron Pauillac, 1994
Was Gutes sollte es sein, denn ein Herrenabend mit guten Freuden stand an. Auch wenn mir bewußt war, dass 1994 kein gutes Jahr im Pauillac war, riskierte ich es, denn ein Pichon-Longueville sollte doch immer ein gewisses Niveau erreichen.Morgens aufgezogen und mal hineingerochen und geschmeckt. Was ist dass denn für eine dürre Plörre – kaum Frucht, sehr dünn und unscheinbar, aufrauende Tannine und ein kurzer Abgang fielen mir spontan ein. Na super – für gefühlte 50 Euro erwarte ich mir schon was anderes. Ich war enttäuscht und geneigt den Wein abzuschreiben. Na ja, vielleicht geschieht ja noch eine wundersame Verwandlung und daher lies ich ihn einfach den ganzen Tag auf der Tereasse in der Karaffe. 22 Uhr: die im Foto abgebildeten Weißweine waren getrunken und nun ging es dem Baron an den Kagen.
Die Nase sehr sauber, nach frischen Schwarzkirschen,etwas konzentrierter Cassis und insbesondere eine junge Minze juckt in der Nase. Insgesamt duftet der Wein fruchtig, mit feinem Schmelz. Zum reinlegen. Im Mund von mittlerem Körper, er bleibt gar etwas dünn, aber von feiner Eleganz durchzogen. Seine Tannine sind vollständig abgeschmolzen. Tranparente und leicht vibrierende Fruchtaromen nach Kirschjogurt und Wacholder. Ein präsente, frische Säurestruktur sorgt für nachhaltigen Trinkspaß. Knapp langer Nachhall mit sanft-herben Kräutern und einer schönen Cassisfrucht zum Abschluß sorgen für Vorfreude auf den nächsten Schluck. Der Wein hat nun seine voll Trinkreife erreicht, wird dies aber noch ein paar Jahre halten.
Vom Fachhandel, ca. 30 Euro (damals), 86 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2014