Weingut Siener Riesling Kastanienbusch Taschberg & Kastanienbusch Schiefer, 2007

Weingut Siener Riesling Kastanienbusch Taschberg & Kastanienbusch Schiefer, 2007

Es war ein purer Zufall, der diese beiden Weine hintereinander auf den Tisch kamen. Florian kam zu Besuch und brachte den Schiefer mit, mit dem Taschberg wollte ich meinen Gast überraschen. Tja, so kann es gehen in der kleinen, mulitkontinentalen Weinwelt…

Kastanienbusch „Taschberg“, 2007

Der Taschberg ist eine Teilparzelle im 70ha großen Kastanienbusch, und der 2007er scheint der letzte Jahrgang zu sein, in dem diese Bezeichnung das Etikett schmücken dufte. Schon im Jahr 2008 kam dieser Lage als „T…b…g“ auf den Markt.

In der Nase merkliche Sponti-töne, aber nicht anstrengend, dahinter geröstetes Toastbrot, kalter Kafee, merklich herbe Kräuter. Erinnert auch an Schliesspulver, „flintig“ schreibe ich bei diesen Tönen immer. Mit mehr Luft und Verweildauer im Glas öffnet sich die Nase mehr ins Fruchtige und präsentiert zunehmend Steinfrucht.

Saftiger Antrunk, merklich säurebetonte Struktur, der Wein wirkt kantig und fordernd. Die Frucht ist da, erinnert an Apfel und Steinfrucht, bleibt aber in Ihrer herben Strenge weit weg vom Kuschelkurs. 3,6 g Restzucker, die man kaum wahrnimmt. Vibrierend hohe Mineralität, die im mittleren Körper den Ton angibt. Zieht konsequent zum Gaumen, um dann deutlich mittellang, mineralisch getrieben, mit kräutrig-fruchtigem Nachhall stehen zu bleiben. Ein wenig Schmelz im Finale versöhnt für die Ausdauer, die der Wein dem Trinker abverlangt. Riesling für „Steinekauer“ – nichts für jeden Tag, heute fanden wir das jedenfalls sehr gut.

Im Fachhandel, 12,50 EUR, 88-89 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2013+

Kastanienbusch „Schiefer“, 2007

Dann kam der „Schiefer“ ins Glas, der im Jahr 2007 noch die nominelle Spitze des Weinguts darstellte. Zwischenzeitlich spielt der Schiefer nur noch die zweite Geige. In seiner Jugend hat er uns mit einer rücksichtslosen Kräutrigkeit ungemein gefallen, da war er aber noch erkennbar unfertig. Nun also die Wiedervorlage:

In der lauten Nase Dosenananas und ein an Rosenseife erinnernder Ton, die Nase ist sehr präsent und spannungsgeladen. Leichte ins herbe gehende Honigtöne lassen vermuten, dass hier etwas Botrytis im Spiel war.

Dichter und konzentrierter Auftritt im Mund, dennoch schlanker, als die Nase erwarten lies. Schwierig, hier eine klare Frucht zuzuordnen, deshalb muss die Aussage gelbe Frucht unpräzise bleiben. Trotz seiner eher mächtigen Struktur angenehm knochentrocken, ein Blick in die Liste des Weinguts verrät einen Restzucker < 1 Gramm. In diesem Kontext wirkt der sensorische Eindruck der (noch?) nicht störenden Botrytisnoten überraschend, denn den Hönigtönen steht keine Süße entgegen, nur jede Menge Extrakt. Dazu jede Menge Kräuterwürzigkeit und – auch hier – dieses flintige Mineral.

Langer, kräuterwürziger Nachhall, zunächst nur vom Extrakt beherrscht gibt der Wein im Endspurt seine Mineralität nochmals Preis und lässt die Säure kurz aufblitzen.

Der Wein bereitet ein sensorisch ungewöhnliches Zusammenspiel – und doch: irgendwie passt es doch zusammen. Es wird spannend sein zu beobachten, ob bzw. wie so ein Wein reifen wird. Ein kleines Fragezeichen hinter der Botrytisnote.

Ab Weingut 15 Euro, 90 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2015(?)

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