Emrich-Schönleber Riesling Monzinger Halenberg Spätlese, 2006
Anlässlich der Verkostung der Schönleber´chen Halenberg Spätlese 2010 in der vergangenen Woche fiel mir ein, dass dessen Jahrgangspendant 2006 seit geraumer Zeit Gast in meinem Keller ist und nur noch auf eine Gelegenheit zur Verkostung gewartet hat…
Während nun der 2010er noch mit merklichen jugendlichen Noten nach roter Johannisbeere, Apfel und Rauch in der Nase aufwartet, gefolgt von einem mittleren Körper, in dem bereits jetzt neben der feinen Süße ein rauchig-mineralischer Felsen heraussteht, an dem die Säure anbranden und sich abarbeiten kann wie eine Sturmflut an Helgoland, vermittelt die 2006er Ausgabe dieses Weines den Eindruck, dass hier die jugendliche „Sturm und Drangzeit“ zur Vergangenheit gehört – kein Wunder nach gut vier Jahren Reifezeit – aber: die Elemente haben sich auf das Beste zusammengefunden, ohne dass es langweilig werden würde…
Der Halenberg eröffnet mit einer komplexen Nase, in der alle Spielarten von Apfeltönen durch das Glas flirren: gelbe, grüne, kandierte Apfelstücke. Flankiert von Noten, die an schwarzen Tee, Rauch und Fenchel erinnern. Hochreif, fast schon eine Nuance botrytisch hochtönig, aber bei Leibe nicht schwerfällig.
Im Mund ein voller Körper, der Wein bietet druckvoll ein verschwenderisches Spiel zwischen der apfelig saftigen Fruchtsüße und einer markanten Säure als Gegenpart, wunderbar untermalt von einer ganz leichten, animierenden Herbe. Eine Ahnung von Botrytis. Wird aus der apfeligen Mitte zum Gaumen hin changierend immer rauch- und steindominanter, die Säure packt gut zu und trägt den Wein auf Zug bis ins knapp lange Finale. Ein balancierter Gesamtverlauf mit großem Trinkvergnügen, das auch am zweiten und dritten Abend nicht nachließ.
Mir fehlt alleinfalls ein wenig die feingliedrige Transparenz, die ich bei einer Spätlese erwartet hätte – blind hätte ich den Wein wahrscheinlich als Auslese zugeordnet, nicht der Süße wegen, aber wegen des Körperbaus und der Struktur… trotzdem insgesamt ein ausgezeichneter Wein und Grund genug, künftig mal wieder öfter in fruchtsüßen Gefilden zu fischen – denn mehr als Beifang sind solche Weine allemal!
Offen und undekantiert über drei Abende getrunken.
Im Fachhandel gekauft, 17 EUR, 92 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2015+