Georg Breuer Riesling Rauenthaler Nonnenberg, 1998
Der Korken sah aus wie bei einem Burgunder abgefüllt vor dem 2. Weltkrieg, vollständig durchgeweicht, bröselig und pechschwarz mit feinem Duft nach Schimmel und feuchtem Keller. Na toll, dachte ich, als auch der Wein entsprechend roch. Also ab in die Karaffe und geschlagene drei Stunden musste ich auf die Diva warten, bis sie ihren Muff ablegte und nun im Glanz eines gereiften Rieslings leuchtete. Dann war es aber zu spät und ich hatte keine Lust mehr auf Alkohol. Und so stammt die Notiz vom Folgetag…
Deutliche, aber überaus feinsinnige Edelfirne und eine tiefe, vielschichtige Minerlität in der Nase. Ein Cuvee aus Kalkstaub, Rauch und Feuerstein. Kraftvolle, reife Zitrusfrüchte, rotwangige Äpfel und eine angenehme Spur Botrytis tauchen auf. Mich überrascht seine Kraft und das reife Früchtearragement, hätte mich blind nicht an einen Nonnenberg erinnern lassen. Vielleicht zeigt sich hier 1998, zuweilen ein recht kraftvolles, wenig elegantes Jahr.
Sehr saftiger, fruchtbetonter Auftakt bei dem sofort die enorme Kraft und Konzentration auffällt. Der Wein bleibt jedoch spielend in der Balance. Kandierte Ziturusfrüchte, reife Apfel- und Pfirsichnoten. Der Wein ist deutlich opulenter und konzentrierter als der 97er. Auch scheint er mir in seiner Reife weiter fortgeschritten als die Jahre 97, 96, 94 und 93. Die Säure spielt zu der ausladenden Frucht mit seiner Pikanz den geeigneten Gegenspieler und verleiht dem Wein so seine Trinkigkeit. Weiter hinten tritt dann die Mineralität mit aller Macht auf und begeistert mich mit einem Geschmack nach Brotkruste, süßem Malz und feinen Schiefernoten. Es ist immer wieder eine große Freude. Verspielter und annimierender Nachhall von gewaltiger Länge -wow, hier überspringt er für mich die 90-Punkte-Hürde. Nahezu eine Minute meine ich noch den Wein im Mund zu haben, derart präsent sind alle Komponenten. Macht jetzt richtig Spaß, sollte aber die nächsten 3-4 Jahre getrunken werden. Es ist wirklich erstaunlich, jedoch haben sich nach einem Tag in der offenen Flasche die Reifenoten deutlich zurückentwickelt und die Fruchtaromen wirken nun frischer, vitaler. Kaum noch Firne, sondern eine vielschichtige, packende Mineralik tritt an die Stelle und betört die Sinne. Duft nach Kümmel, Kräuterwiese, Limettenschalen und Kreide. Jammi.
Vom Fachhandel, damals für ca. 20 DM, heute um die 60 Euro, 91-93 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2014