Weingut Weil – Notizen zu 16 Weinen

Weingut Weil – Notizen zu 16 Weinen

Bei einer Händlerverkostung hatte ich im September die Gelegenheit, einige Rieslinge aus dem Kiedrichter Weingut Robert Weil zu probieren.

Zwei Dutzend Weine standen aus dem aktuellen Programm des Händlers zur Verkostung, die Verkostungs-atmosphäre war ruhig und ohne drängende Verkaufsgespräche – was in diesem Fall ein Gewinn war: für mich – und am Ende der Verkostung dann auch für den Händler…

Die einfachen trockenen Weine (Qba und Literqualität) habe ich ausgelassen, denn mit den Spätlesen aus den Kiedricher Lagen Klosterberg, Turmberg und Gräfenberg sowie Ersten Gewächsen aus dem Gräfenberg gab es genug zu tun.

Anders als bei flaschenweiser Verkostung sind diese Notizen bei solch einem Rahmen natürlich kürzer und nur stichwortartig…

1) 2011, Riesling Kabinett trocken 83/84

Schlanke Apfelnase, eher verhalten. Apfelig-fruchtiger Antrunk, mandelig-erdig , schlanker Körper, mittlerer Länge, fächert leise aus.

2) 2010 Charta Riesling trocken 86/87

Verhaltene Nase, erdig, Zitus und Apfel. Im Mund schlank, Apfelaromen, sehr erdig, straffer Stil, frische Säure, ernsthaft, mittellang. Macht Spass.

3) 2011 Charta Riesling trocken  85+

Hefige Apfelnase, etwas Zitrus. Straffer Antrunk, schlanker, noch unentwickelter Mittelbau. Saure animierend. Wirkt gezügelter als in 2010.

4) 2010 Kiedricher Klosterberg Spätlese trocken  85/86

In der Nase eine Spur Lack, roter Apfel. Ruhiger Antrunk, recht füllig, eine Mischung aus (nicht störendem) Lack und erdigen Tönen, saftige Säure, pikantes Mineralspiel.  Knapp mittellang.

5) 2010 Kiedricher Turmberg Spätlese trocken 88

Ein ganz kleiner Wachsstinker, Apfel in der Nase. Kompromisslose Mineralität im Mund, schlank, feiner Restzucker, Zitrus und Apfel. Mineralisch auch im mittellangem Finale. Bereits gut antrinkbar mit entsprechender Belüftung.

6) 2011 Kiedricher Turmberg Spätlese trocken  87+

Dunkle, mineralische Anklänge, Zitrusnoten. Dann roter Apfel. Voller, zugleich weicher Antrunk, von Mineralik geprägt. Hält dies am Gaumen aber noch nicht durch – wirkt dadurch aktuell noch etwas banal. Dennoch mit guter Prognose. Ab 2014.

7) 2008 Kiedricher Gräfenberg Spätlese trocken 86

Erste Reifetöne, reifes, nicht süßliches Karamell mit Apfel. Im Antrunk Apfelschale, ebenfalls ein Reifeton, reife Säure, erdig-braunes Mineral. Reife Zitrusfrucht, wirkt verschlossen. Hinten leise. Lässt mich etwas ratlos zurück, könnte im Umbruch sein.

8) 2010 Kiedricher Gräfenberg Spätlese trocken  89

In der Nase rote Beeren und roter Apfel, herbe Kräuter. Schön. Im Mund herbe Kräuter, straffer Körper, gut eingebundene Säure, von der Mineraliät geprägt, dennoch verspielte, ganz leicht zu süßliche  Beerenfrucht. Deutlich mittellang im Finale, mineralisch und mit verspielter Frucht.

9) 2011 Kiedricher Gräfenberg Spätlese trocken 89+

Unruhige, hefige Nase, die aber komplexe Ansätze zeigt. Cassis, rote Beeren und roter Apfel. Infantil auch im Mund, pikantes Mineral-Säurespiel, deutlicher Zug, etwas Schiesspulver im deutlich mittellangen Nachhall.

10) 2007 Kiedricher Gräfenberg EG trocken  87?

Ein Wein im Tiefschlaf? Oder ist es die Flasche? In der Nase Steinfrucht und alte Cola. Auch im Mund ungewöhnlich weich, Erinnerung an Cola, roten Apfel, etwas karamelliger Gerbstoff. Erste merkliche Reifearomatik. Wo ist das Aromenfeuerwerk, dass dieser Wein im letzten Jahr noch hatte? Erst im Finale, das lang und pikant mineralisch ausfällt, erinnert der Wein an bessere Zeiten. Liegen lassen für ein bis zwei Jahre und das Beste hoffen.

11) 2010 Kiedricher Gräfenberg EG trocken 87-88?

In der Nase Apfelschale und viel herber Stein. Verhalten, aber animierend. Im Mund aromatisch wachsige Töne, rote Beeren, Apfel. Athletischer Körper, der Verlauf ist aber nicht stimmig. Leicht soßig-sämige Frucht, dann aber doch steiniger werdend. Deutlich mittellanges, von Apfelnoten und Steinaromen geprägter Nachhall. Animierende Säure. Weitaus schöner als im letzten Herbst – aber überzeugt bin ich nicht.

12) 2011 Kiedricher Gräfenberg EG trocken 91

Deutlich schöner als das Vorjahrespendant die Nase des 2011er EG. Stein, herbe Kräuter, rote Kernftrucht und auch ein leichter Orangenton bieten eine klare und recht komplexe Nase. Kernfrucht und Orangetöne auch im Mund, saftig und strukturiert – leider etwas zu fruchtsüß. Deutlich mittellang bis langes Finale. Ausgezeichnete Anlagen.

Abschliessend noch einige Weine aus der Abteilung restsüß.

13) 2007 Kabinett fruchtsüß  81-82

In der schlanken Nase feine Reife, Apfel und Stein. Schmelzig – karamellig im schlanken Körper, Apfel; die Säure fein und gelungen eingebunden. Fächert leise aus. Jetzt austrinken!

14) 2011 Kabinett fruchtsüß  82

Jugendliche Apfelnase, reife Frucht. Im Mund mit süßem Antrunk, eine Fülle von kandierten Früchten, insbesondere rote Kernfrucht, strukturell mehr Spätlese als Kabinett, aber etwas plump; feine Säure, die aber ein gutes Fundament gibt. Etwas kurz hinten.

15) 2006 Kiedricher Gräfenberg Spätlese 89/90

In der Nase eine malzige Apfelfrucht, etwas Pumpernickel. Feine Firne. Im Mund dicht gepackt, saftiges Säurespiel, Cola und Apfelfrucht. Saftig süß, trotz seiner merklichen Fülle gut zu kauen, dunkles mineralisches Fundament. Keine Botrytis spürbar. Ein Wein, der den Trinkenden an dunklen Wintertagen entschleunigen kann. Recht langer Nachhall.

16) 2007 Kiedricher Gräfenberg Spätlese 93

Eine tiefe Zitrusnase, kaum Reifenoten, Kräuter und etwas Gras, mineralisch. Ähnlich im Mund, Zitrus und rote Beeren, viel Apfel, die Frucht ist wunderbar leichtfüßig, ernsthaft und sehr strukturiert. Dass dieser Wein fast 100g Restzucker hat, merkt man ihm nicht an. Die reife und feine Säure (9,5 g) steht perfekt balanciert dagegen. Sehr mineralisch. Und dann wieder tänzelnd, obwohl mit etwas Fülle auf den Hüften. Ein in Summe dennoch eleganter und durchgezeichneter Auftritt – sehr harmonischer Verlauf. Könnte in zwei bis drei Jahren noch stärker werden. Lecker!

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