Wirsching Silvaner Iphöver Kronsberg Spätlese trocken, 2005
Es war ein großes Vergnügen, diesen Wein von seiner Jugend an bis ins höhere Alter zu verfolgen. Aus der Sturm-und Drangphase wilder Fruchtigkeit bis hin zu einer, in der der Wein — im Übergang befindlich — plötzlich einzelne Komponenten übermäßig betonte (so Ende 2008 noch: seine Säure), bis hin nun zu einem Stadium, in dem der Wein seinen inneren Frieden gefunden hat und am Gaumen anläuft wie eine sanfte Welle an einem langsam aufsteigenden Sandstrand…
27. April 201o:
Tiefes Goldgelb. Gereifte Nase nach rosa Grapefruit, Erde, Kräutern, etwas Mostapfel; alkoholischer Anklang, auch ein feiner Hauch Lack. Kraftvoller Auftakt im Mund mit mittelvollem Körper, geschmacklich mit mürbem, ins mostige gehenden Apfel, erdigen Noten, einem schmackhaften Bitterl; entwickelt im Mund mineralische Schärfe, man kann schon sagen: der Wein hat Pikanz, während seine Säure mild eingebunden ist. Wärmend am Gaumen, die gereifte Frucht ist hier kaum mehr zu definieren, eine „mürber Apfel-Zitrusmelange“ mit erdigen Anklängen, auch hier alkoholkräftige Nuancen; insgesamt vollreif, aber schön. Mittellanger Nachhall.
Eine letzte Flasche dieser Spätlese ist nun noch vorhanden, ich bin aus Experimentiergründen geneigt, sie einfach noch weitere ein bis zwei Spargelfrühlinge im Keller zu vergessen. Vielleicht ist der Wein dann schon senil. Oder aber: wieder anders…
14.Oktober 2012:
Der Wein hat sich nur wenig verändert, weshalb die Eindrücke sich heute wiederholen. Weiterhin Apfel- und Zitrusnoten in Nase wie Mund. Dazugesellt hat sich aber sowohl in der Nase als auch im Mund eine Nuance, die an gelbe Pflaumen erinnert. Sehr kräutrig, allein die Pikanz ist nicht mehr so kräftig. Betont inzwischen seine Fruchtsüße, diese bildet mit den erdigen Noten einen angenehmen feinen Schmelz.
Der Wein ist reif und darf nun ausgetrunken werden. Bestätigt seine 85 Punkte…
Ab Hof gekauft, 8,90 Euro, 85 Punkte (sehr gut), jetzt austrinken