Maison Leroy Moulin-á-Vent Beaujolais, 1928
Diesen bemerkenswerten Wein gab es kürzlich zur Musik bedeutender Jazz-Saxophonisten und er spielte den perfekten Begleiter dazu, eben weil er ebenso vergangen wirkte, so wie das Spiel dieser Musiker aus den frühen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts. Und so vergangen wie die Töne aus den Lautsprechen anmuteten, so dürfte auch die Zeit solcher Weine sein. Weit reisen würde ich um mit Zeitzeugen zu sprechen, die derartige Weine noch in ihrer Jugend getrunken hatten und davon zu berichten wüssten. Ich vermute sie waren sehr süß, mit reichlich Alkohol ausgestattet, natürlich nicht entrappt und ordentlich Edelfäule dürfte wohl auch dabei gewesen sein. Wie auch immer, wir waren uns einig, dass wir sicherlich keinen reinsortigen Gamay vor uns hatten, den diese Rebsorte ist, zumindest nach heutigem Verständnis, so ziemlich das Gegenteil von langer Reifefähigkeit.
Und so waren wir alle platt, ob des unglaublich guten Zustandes dieses Beaujolais. Das Bukett sprang förmlich aus dem Glas, sofort als Altwein zu erkennen, allerdings im guten Sinne. Ich dachte spontan an Burgund, mit dieser herrlichen Würze, abgehangenen rohem Fleisch, metallische Anklänge, getrocknete rote Beerenfrüchte, etwas Balsamico. Am Gaumen von kräftiger Statur, fliesst nahezu zäh über den Gaumen und kleidet den Mundraum nachdrücklich aus, hochreife, teilweise getrocknete rote Beerenfrucht, wirkt noch immer sehr süß nach Holz- und Tanninschmelz, Karamell, geröstete Nüsse und getrocknetem Schinkenspeck, welke Blütenblätter zeigen das hohe Alter des Weines an, die Säure weich, mit noch intakter Struktur, kaum endend wollender Abgang, der aber primär über die Süße kommt und auch der Alkohol wärmt ein wenig. Einfach verführerisch lecker, sicher keine ganz große intellektuelle Herausforderung, aber erneut ein wunderschön gereifter Burgunder, der animiert sich immer wieder auf die Suche nach solchen Weinerlebnissen zu begeben. Ganz herzlichen Dank an den lieben Weinfreund für die Berührung mit dieser vergangenen Weinart.
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