Weingut Michel, Grauburgunder Achkarrer Schlossberg Spätlese trocken ***, 2008
Diesmal das Fazit vorab: ein in Summe prächtiger Wein!
Helles goldgelb. Eine verschwenderische Nase von reifen Früchten, erinnert vor allem an Christbirne, gelbe Melone und – dies jedoch in einer wunderschönen Ausprägung – kandierte Orangen. Krokant, Nuss und Vanillespuren zeugen vom gekonnten Holzeinsatz, die Holzaromen sind präsent, aber fügen sich balanciert in das stimmige Gesamtbild ein. Die volle Nase animiert und der Alkoholeindruck passt hier perfekt ins Bild.
Voller, fruchtbetonter Antrunk, mit dicht gepackter, nur ganz leicht süßlicher Christbirne und Melone, herbe Krokantspuren geben einen geschmacklichen Kontrast. Dicht, aber nicht schwerfällig oder gar fett. Feinbittere Orangenaromen runden das Bild ab, bis sich dann auch das zart unterlegte mineralische Fundament dieses Weines zeigt.
Seine 14% verdaut der Wein spielend, hier ist nichts brandig, nicht überzeichnet – auch in diesem Punkt ist der Wein überzeugend. Harmonisches, langes Finale, noch ein wenig vom Holz geprägt – aber die satte Frucht arbeitet sich zunehmend durch.
Wie wohltuend ist dieser Wein – kein überkonzentrierter, süßer, vom Holz verseuchter und auch nicht Glycerin-schwangerer Grauburgunder… gäbe es mehr Grauburgunder dieser Art und Kampfklasse, hätte ich sicherlich einen deutlich größeren Bestand davon im Keller. Doch Weine wie dieser Grauburgunder von Michel sind wirklich rar gesäht. Florian, ein leckeres Mitbringsel!
Offen und undekantiert aus großen Gläsern zu leicht scharfen Küche getrunken. Wird auch als Solist funktionieren.
Ab Weingut gekauft, 14 Euro, 91 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2015