Domaine des Remiziers Hermitage, 1985

Domaine des Remiziers Hermitage, 1985

Remiziers Hermitage, 1985 (100 von 1)Der Korken vollständig durchweicht und lässt sich auch nur unter großen Mühen in all seinen Einzelteilen aus dem Flaschenhals herauslocken. Dazu stinkt er noch wie ein altes, vermodertes Ölfass. Oh je, dass kann was werden. Im Glas zeigt er ein sehr helles durchscheinendes Ziegelrot mit orangen Reflexen und deutlichen Wasserrand. Der widerliche Muffton ist nach 10 Minuten vollständig verfolgen und es entwickelt sich eine erstaunlich tiefe Nase, die sofort an gereifte Shiraz erinnert. Neben der markanten Würze nach eingelegten Oliven, südländischen Gewürzen und luftgetrockneten Schinken, findet sich auch eine saubere rotbeerige Frucht nach Himbeeren und einem Hauch überreifen Erdbeeren, dahinter Assoziationen von Tankstelle. Insgesamt eine wohl balancierte, wenngleich zurückgenommene Nase. Am Gaumen von schlanker Statur, der Wein ist deutlich gereift und gehört jetzt auch getrunken, präsentiert sich aber noch intakt. Im Auftakt saubere, fragile rote Früchte, die spätestens zur Mitte aber deutlich ausdünnen und am Ende nicht mehr vorhanden sind. Es kommt aber eine schöne Würze nach Tapenade, Grillaromen und einem Touch Rosmarin auf, ebenfalls zeigen sich erneut empyreumatische Noten ala Teer und Kerosin, ohne dass sie mich weiter stören würden, hochreife, vollkommen integrierte Säure, er fließt sehr mild und unaufgeregt über den Gaumen, im eher kurzen Finish etwas trocknend. Das klingt jetzt alles nicht so toll, aber wir haben den Wein über den Abend mit Genuss vollkommen geleert, denn er bereite dank seiner schlanken Art viel Trinkfreude – zudem zeigt er einfach Herkunft.

Vom Fachhandel, Preis unbekannt, 86 Punkte (sehr gut), jetzt trinken

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