Bürklin-Wolf Riesling Forster Pechstein GC, 2009
Selbstredend ist dieser Wein deutlich vor seiner Blütezeit geöffnet worden, aber die Neugierde, wie sich der Wein seit seiner Premiere im Herbst 2010 entwickelt hat, trieb mich zur vermeintlichen Unvernunft – vermeintlich deshalb, weil er bereits heute richtig Spass machte, auch wenn er vermutlich erst in drei bis vier Jahren zur Höhe auflaufen wird…
Im Glas ein helles strohgelb, die wuchtige Nase zeigt sich altholzig-erdig-nussig, Mittelhardt pur, Ansätze von innerer Spannung zeigend, erst hinter den nussig-erdigen Aromen arbeitet sich eine Zitrusfrucht-Apfelaromatik heraus, der noch wenig die Definition fehlt, was aber wohl nur der Jugend des Weines geschuldet ist. Nur leichte Wärme vermittelnd.
Dichter Antrunk, in dem zwei Komponenten die Führung übernehmen: einmal der dichte Mineralkern, der mit dunkler, leicht herber Steinaromatik brilliert und die Lage mustergültig repräsentiert, zum anderen der süßliche gelbe Fruchtkorb, eine Mischung aus Ananas, Orange und gelbem Apfel. Beide Elemente stehen aber noch ein wenig nebeneinander, das klare Aromenbild fehlt etwas, es macht den Eindruck als befinde sich der Wein im Umbau von der Primär- zur Sekundärphäse.
Beeindruckend ist schon jetzt die innere Struktur, dicht und mineralisch satt liegt der Wein im Glas, die pointierende Säure gibt herrliche Frische. Das Finale ist druckvoll und gibt dem Wein eine harmonische Abrundung. Allein im Nachhall zeigt sich der reife Jahrgang etwas störend, hier (und nur hier) ticken retronasal alkoholische Aromen hoch.
Ein Wein, der gleichwohl mit seiner Kraft und inneren Balance zu überzeugen weiss – dürfte in drei bis fünf Jahren noch etwas schöner werden (vermutlich für bis zu 92 Punkte gut) – mehr traue ich ihm aber nicht zu.
Eine Stunde dekantiert, offen getrunken.
Im Fachhandel, 38 Euro, 88+ Punkte (sehr gut), ab 2016+