Kloster Eberbach Riesling Steinberger aus dem Cabinetkeller, 2007

Kloster Eberbach Riesling Steinberger aus dem Cabinetkeller, 2007

Kloster Eberbach Steinberger Cabinetkeller, 2007 (100 von 1)Manche Weinlagen lassen das Herz eines jeden Rieslingfreundes höher schlagen lassen und dazu zählt ganz sicher auch der Steinberger. Ich gestehe, auch auf meiner Wunschliste steht der alte Schlager: die 1921er-Riesling TBA von Kloster Eberbach aus dieser Lage. Legendär soll sie sein und vermutlich auch immer ein Wunsch bleiben. Über viele Jahrzehnte galt der Steinberger als die große Lage Deutschlands und meine bescheidenen Verkostungserfahrungen mit Auslesen aus den Jahren 1953 und 1959 gaben wir eine Ahunung davon, denn die Weine präsentierten sich noch heute frisch, bei einer Komplexität, die nur eines einem Wein geben kann: Zeit.

Anyway, für meine Generation (Jahrgang 1969) spielte diese Lage bisher keine herausgehobene Rolle mehr, was natürlich auch mit der Entwicklung des einzigen Eigentümers, dem Kloster Eberbach, zusammenhängt. Die Weine dieser Domaine blieben für lange Zeit unter den Möglichkeiten, die die ganze Phalanx an besonders priviligierten Lagen versprechen. Bei einer Verkostung vor Ort in 2011 sollte sich dies ändern. Als letzter Wein einer langen Verkostungsreihe kam der 2007er-Steinberger ins Glas und ich stand recht beeindruckt inmitten der großen Verkostungshalle. Der 2007er wurde spät, in mehreren Lesegängen, teilweise erst im November eingebracht. Die Beeren blieben dabei erstaunlich gesund und so fand sich nur wenig Botrytis in der letztendlichen Cuvée wieder. Der Wein durfte sich Zeit lassen bei der Gärung und stoppte bei gut 12 Gramm Restzucker. Anschließend reifte er im großen Holzfass für etwa drei Jahre heran. Vom ersten Augenblick erschien es mir, als hiermit diese Lage von ihrem Dornröschenschlaf wachgeküst wurde. Ich gab ihm damals euphorisch eine knapp große Wertung, versehen mit einem Reifepotenial von mind. 20 Jahren. Meine erste Nachverkostung notierte ich mir damals für Mitte 2013, denn die wahrnehmbare Restsüße sollte sich noch etwas besser in die Aromatik einfinden. Nun, wir haben Sommer 2013…

Sind da Holznoten in der Nase, oder ist es eine Mineralik auf die Spitze getrieben? Es duftet nach frisch aufgeschnittenen Kiwis, gerösteten Haselnüssen, einem ganz feinem Hauch edler Vanille, kandierten Zitronen und saftigen Pfirsichen, alles wohl gebettet auf einem festen mineralischen Fundament, dass an Kalkstein erinnert. Insgesamt noch sehr jugendlich, mit viel Tiefe und Finesse. Am Gaumen glockenklare Aromatik, straff, fast hart und distanziert, aber auch mit verführerischer Fruchtfülle ausgestattet. Im Antrunk rote Grapefruit, erneut der Saft von der Kiwi, die Steinfrüchte hier ein Zacken reifer, was ihn etwas versöhnlicher macht, insgesamt eine feine Cremigkeit vom Fassausbau, enorme Konzentration und Komplexität, der Wein wirkt als stünde er unter enormer Spannung, die Säure ist gewaltig, perlt aber so herrlich über die Wangenflügel ab, dass es mich fast schauern lässt. Das feste mineralische Fundament bleibt unberührt ob der ganzen Fruchtfülle und wartet auf seinen Auftritt, der ganz sich kommen wird, in 15 bis 20 Jahren, und so überlässt sie heute gerne der Frucht noch den Vortritt. Selbstredend sind da auch eine tiefe Kräuterwürze usw., selbstredend ist der Nachhall lang und selbstredend handelt es sich hier unzweifelhaft um einen großen Riesling. Nur wo wird die Reise enden? War dies der Nachfolger der einzigartigen 53er-Auslese? Wohl kaum, er ist eben trocken ausgebaut. Aber er bringt meines Erachtens die Voraussetzungen mit in zwei Jahrzehnten in einer Blindprobe die heute bekannten große trockenen Rieslinge hinter sich zu lassen, oder gar eine einzigartige Bewertung zu erzielen. Jede Suche und den hohen Preis wert, aber es bleibt eben eine Wette auf die Zukunft. Meine nächste Flasche öffne ich nicht vor 2017.

Vom Weingut, 49 Euro, 95 – 97+ (groß), ab 2017

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