Domaine Trimbach Clos Ste Hune 1998 & 1982
So schlecht gelaunt traf ich noch nie bei einer Verkostung ein. Als ich um halb5 in Bonn losfuhr war die Freude noch groß. Achim hatte zu einer kleinen, feinen Probe nach Düsseldorf eingeladen und so hatte ich extra früh mein Stift fallen gelassen um entspannt anzukommen. Pustekuchen, kurz vor Acht traf ich endlich ein, in der Zwischenzeit waren mir sechs Hörner gewachsen und mit meinem dicken Hals kam ich kaum noch durch die Tür. Kein Wunder – über drei Stunden Fahrzeit bei 80 Kilometer. Kaum saß ich am Tisch standen auch schon zwei Weißweine blind vor mir, die ich doch bitte mal schnell probieren sollte, denn der Rest der Truppe labte sich schon an den ersten Rotweinen. Man kann sich vorstellen mit welcher Muse und sensorischen Aufmerksamkeit ich meine Nase ins Glas steckte und unmittelbar musste ich innehalten. „Dass ist groß“, schoß es mir durch den Kopf, schnell die Nase ins zweite Glas und herrje, der war ja noch besser. Aber der Reihe nach…
Clos Ste Hune, 1998
Jugendliche, noch sehr verschlossene Rieslingnase, wirkt wie ein Monolith aus Kalkstein, glockenklar in der Frucht und sehr präzise gezeichnet, Essenzen von weißen Blüten, weißen Pfirsichen. Am Gaumen von schlanker, jedoch ungmein fester Struktur, erstaunlich viel Frucht zum Auftakt, perfekt komponiert zeigt sich eine feine Süße und ein Hauch Fruchtextrakt, trotzdem scheint er mir knochentrocken, die Steinfrucht noch infantil, was auch die aufkommenden roten Beeren deutlich machten, feste, steinbetonte Mineralität, extrem kühl und distanziert, Noblesse fällt mir ein, mein Tipp war 2008 Nahe, na gut ist halt 10 Jahre älter, einfach unglaublich, da sind null Oxi- oder Botrytisnoten, das ist reinste Klarheit, nur das Finish könnte noch etwas länger und ausdruckstärker sein. Hat eine große Zukunft vor sich.
93+ Punkte, 2018 bis 2030
Clos Ste Hune, 1982
Daneben stand der Beweis wie großartig diese Weine reifen können. 1982 war ein schönes Jahr im Elsass, stand zwar stets im Schatten des Jahrhundertjahres 1983, aber es gibt auch heute noch schöne 82er, wobei sie zuweilen ein wenig mild und reif in der Säure sind. Das war auch das (einzige) Problem des Ste Hunes. Er roch nach frischem, braunen Tabak, mildem Espresso, reifen Zitrusfrüchten, Basalt, Rauch und höchstens eine Ahnung von Petrol. Im Mund ungemein saftig, herrlich cremiges Mundgefühl, die Säure sehr mild und zurückhaltend, reife Zitrusfrüchte, Rauch und Tabak ohne Ende, ein Schmusewein von großer aromatischen Pracht, den man am liebsten in großen Schlucken trinkt und selbst der Nachhall ist sehr lang und vielschichtig, dank seiner Kaffee-/Tabaknote. Grandios.
96 Punkte, jetzt bis 2022
Für jeden ambitionierten Rieslingfreund ein echtes Erlebnis, wobei beim Kauf auf einwandfreie Herkunft und beste Füllstände zu achten ist. Gerade perfekte Flaschen sind leider international gesucht und so muss man sich auf eine Investition von mehreren hundert Euro für eine Flasche aus einem großen Jahr einrichten. Mein herzliches Dankeschön geht an Achim für die überaus großzügige Einbringung.