Tenuta di Lilliano Colli della Toscana Centrale IGT Anagallis, 1990

Tenuta di Lilliano Colli della Toscana Centrale IGT Anagallis, 1990

Lilliano Anagallis, 1990 (100 von 1)Einen weiteren Wein meiner Wunschliste hatte ich heute mit einem gereiften Anagallis von der Tenuta di Lilliano im Glas. Formal sicher kein großer oder besonders berühmter Wein, aktuelle Jahrgänge sind auch in Deutschland recht gut für um die 20 Euro zu erhalten. Das Weingut, mit seiner langen Tradition, zählt zu den bedeutenden Gütern, die noch heute recht traditionelle Chianti-Weine bereiten. Der Anagallis, die Spitze des Gutes, ist eine Cuvée aus Sangiovese, Colorino und Merlot. 1990 dürfte der Anteil von Colorino noch recht hoch gewesen sein, heute liegt er (leider) nur noch bei ca. 5%. Colorino, eine autochtone Rebsorte der Toskana, bringt fleischige Frucht, aber auch viel Tannine in den Wein, was sie in ihrer Jugend recht ruppig und uncharmant wirken lies. Daher auch mein Wunsch einmal einen gereiften Jahrgang zu probieren. Ich wollte klassischen Chianti schmecken. Nun denn…

Duftet bäuerlich herb nach schwarzen Früchten, im Schwerpunkt Pflaumen, getrockneten Orangenscheiben, Laub, ein wenig Teer, Naphthalin und Trockenkräuter, hin und wieder weht auch ein zartes Veilchendüftchen durch das Glas, insgesamt schon weit gereift, aber für einen über 20 Jahre alten Chianti erfreulich vielschichtig. Am Gaumen ein Wein von mittlerem Körper, die Fruchtaromatik weit gereift, ich notiere etwas verwaschene dunkle Beerenfrüchten, Unterholz und erneut viel Laub, ein Herbstwein, nach dem Antrunk tritt die Säure markant auf und sie lugt gelegentlich bereits unschön spitz hervor, wäre vor ein paar Jahren vermutlich schöner gewesen, eine leichte Fruchtsüße versucht dagegen anzukämpfen, Aromen von Zigarrenkiste und Trockenkräuter bringen einen herben, rustikalen Einschlag hinein, man meint die traditionelle Zubereitung zu schmecken, insofern passt es ganz gut, die Tannine sind verschwunden, auch von den 12 Monaten im neuen 225 Liter Holzfass ist nichts zu schmecken, das Finish versöhnt mit einer gewissen Süße, gar etwas Lakritz und eingelegte Pflaumen. Er passte recht gut zu einem einfachen Pastagericht und war eine nette Erfahrung, aber nicht sonderlich eindrücklich. In der Regel sollte man den Wein binnen 5 – 10 Jahre nach der Abfüllung trinken, insbesondere vermutlich die neuen Jahrgänge.

Vom Fachhandel, aktuelle Jahrgänge ca. 20 Euro, 84 Punkte (gut), jetzt trinken

 

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