Chateau Leoville Las Cases „Clos du Marquis“, 1998
Was für eine schöne Nase… ich könnte mich hier einfach reinsetzen – und verweilen. Eine betont holzwürzig-röstige Nase, die von einer tiefen Brombeer-und Cassisfrucht umspielt wird, begleitet von einem Hauch Zeder und hellem Tabak. Hier wusste der Weinmacher, wie es geht, seine Kundschaft mit Röstaromen zu verführen. Dies wird nur noch schöner werden mit weiterer Reife, für sich eingenommen hat diese Nase mich aber schon heute… „1a-Zuhause-feeling“.
Mitteldichter Antrunk, sofort fällt hier die prägende (und mich faszinierende) Aromatik von hellem Tabak auf, die den Wein durchgehend bis ins Finale begleitet. Sehr schön auch die trockene, klare Cassisfrucht, rote Johannisbeere gesellt sich hinzu, die Frucht gewälzt in Kakaostaub. Alles in allem ein sehr ausgewogener Wein, kein Element drängt sich unschön in den Vordergrund, allesfalls das feinkörnige Tannin hat heute noch einen zu präsenten Grip. Da es nicht trocknend wirkt, wird sich dies schön einbinden in einigen Jahren. Eher schlanker Körper, die 12,5% Alkohol nimmt man dem Wein sofort ab – und nicht minder ist dieser Wein ein Plädoyer dafür, dass ein keinen überbordenden Alkohol benötigt, um Aromen zu transportieren. Mittellanges, etwas vom Tannin geprägtes Finale. Hat noch Reserven und wird wohl „ausgezeichnet“…
Ein ungemein schmackhafter Bordeaux klassischer Prägung, der trotz prominenter Herkunft nie teuer geworden ist (damals noch als der echte „Zweitwein“ von LLC vermarktet, heute ist der „Clos du Marquis“ ein eigenständiger Wein).
Offen und nach zwei Stunden in der Karaffe getrunken.
Aus dem Fachhandel, 35 EUR, 88+ Punkte (sehr gut), jetzt bis 2018