Heymann-Löwenstein, Winninger Uhlen Rothlay „R“, 2004

Heymann-Löwenstein, Winninger Uhlen Rothlay „R“, 2004

heymann-lc3b6wenstein-uhlen-r-2004-100-von-1Nachdem ich vor einigen Wochen einen noch zu jungen, aber schönen Rothlay aus dem Jahr 2005 getrunken hatten, trieb mir die Neugierde den Korkenzieher für diesen Wein in die Hand… wir fanden einen Wein vor, der – anders als erwartet – weitaus trinkiger und animierender war, als der 2005er im aktuellen Stadium,  ja vielleicht auch, als es der 2005er in 5 bis 7 Jahren sein wird…

In der vielfältigen Nase kalter Bratapfel, eine Strauß von Orangenblüten, Mandarine und gelber Frucht, bereits hier kühle, dramatisch tiefe Schiefermineralik andeutend. Überraschung im Mund – wo ist die wohlbekannte halbtrockene Stilisitik des Weinguts in diesem Wein geblieben? Ok, auch dieser Wein ist sicherlich nicht knochentrocken, die Extraktsüße ist hier aber nur sehr unaufdringlich  vernehmbar und stimmiger Teil dieses Weines. Der Wein ist schon im Antrunk von Trockenkräutern und einer tiefen, dunklen Schiefermineralität geprägt, die schon fast für bitterschokoladige Würze sorgt. Hohe Dichte, aber ohne Üppigkeit. Die Säure ist eher zupackend frisch und sehr schön mit der extraktreichen Frucht verwoben. Changiert im Mund im weiteren Verlauf immer zwischen Frucht, Kräutern und herber Steinwürze, sehr animierend und wunderbar klar bleibend, es ist nur kaum Botrytis vernehmbar. Entwickelt keinen Hang zur Breite, das darf dann doch ein wenig überraschen. Wir jedenfalls sind überrascht. Kein Zeichen von Müdigkeit bei dieser Flasche, sondern schönstes Reifestudium im zehnten Jahr nach seiner Füllung. Das kräuterwürzig-steinigherbe-gelbfruchtige Finale steht sehr, sehr lang – ein Wein wie aus einem Guss. Man mag bemängeln, dass die herben Töne im Finale schon gewisse Tendenzen ins Bittere nehmen. Aber wie willkommen ist dies im Vergleich zu etwaig übertriebener Süße – ich jedenfalls finde hier Trinkfreude (!), mit großen Schlücken ist diese Flasche rasch geleert…

Aus dem Fachhandel, damals 27,50 Euro, 93 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2018

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