Azienda Foradori Teroldego Vigneti delle Dolomiti IGT „Granato“, 1991

Azienda Foradori Teroldego Vigneti delle Dolomiti IGT „Granato“, 1991

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Elisabetta Foradori ist nicht irgendwer im Trentino. Sie ist die Grand Dame am Südrand der Dolomiten. Seit Jahrzehnten kämpft sie unbeirrt für die heimischen Rebsorten — allem voran für den Teroldego — und gegen den langsamen Untergang der Weinbaukultur in den Dolomiten. Elisabetta Foradori bewirtschaftet ihre Weinberge seit 2004 konsequent auf biodynamische Weise. 2011 brachte sie außerdem ihre ersten beiden Lagenweine aus der Amphore auf den Markt. Ihren großen Namen hat die Azienda aber nicht als Bioweingut, sondern einfach aufgrund ihrer herausragenden Weine, die im Trentino für viele die unbestrittene Spitze bilden. Das Flaggschiff von Frau Foradori fand bei dieser Verkostung in unser Glas, und was sollte es anderes sein als ein Teroldego.

Der Wein kam blind auf den Tisch. Zuerst eine Nase voller Beeren, schwarze, rote, intensiv und duftig, dazu eine rauchige Note vom Holz, mehr Holzkohle als karamellige Röstigkeit, dazu etwas teerig und leichte medizinale Reifetöne. Im Antrunk zuerst eine überaus niveauvolle, wiederum beerige Fruchtaromatik, schlank, aber fokussiert und intensiv. Dann ein schöner Übergang zu rauchigen, aber nicht röstigen Sekundärnoten, durchaus charmante, süße Holzwürze, jetzt auch etwas Schokolade, etwas Kaffee, die Duftigkeit bleibt bestehen, Rosenstiele, dazu etwas Waldlaub, auch roter Tee fällt mir ein. Die Tannine sind wunderbar weich, ebenso die durchaus vorhandene Säure. So soll es sein, wir haben hier einen Italiener! Eine im besten Sinne gereifte Struktur, dabei trinkig, die fruchtige Duftigkeit und nur Nuancen an Reifetönen. Das alles hört sich komplex und vielschichtig an. Mir fällt aber vielmehr als Beschreibung balanciert ein, was auch auf Körper und Alkohol zutrifft. Alles auf den Punkt. Die Aromen folgen einander in einem schönen Verlauf, sie überlagern sich nicht, sondern fügen sich passend zusammen und sind sehr präsent. Das vermittelt eine präzise, klare Stilistik, man will sagen Reinheit auf ganz hohem Niveau. Dieser Wein möchte nicht freakig sein oder fortgeschritten, er soll vor allem gut schmecken, sanft, geschmeidig und intensiv und einladend sein. Das gelingt ihm und das begeistert mich. Dieser Wein hat Charakter und Herkunft und sorgt für große Trinkfreude. Beim Aufdecken kamen wir aus dem Staunen nicht heraus. Jahrgang 1991! Für den Granato sicher ein hohes Alter. Überhaupt ist der 1991er erst der sechste Jahrgang des Granato, den Elisabetta Foradori kurz nach ihrer Übernahme des Weinguts zum ersten Mal im Jahr 1986 in Barriques ausbaute. Erstaunlich, wie er sich heute noch behauptet — was wiederum ein weiterer Nachweis für das hohe Potenzial ist, das dieser Wein in sich trägt.

In einer Auktion erstanden, circa 50 Euro, 91 Punkte (ausgezeichnet), jetzt trinken

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