Domaine Michel Lafarge Volnay Clos des Chênes, 2003

Domaine Michel Lafarge Volnay Clos des Chênes, 2003

Michel Lafarge Volnay Clos des Chênes, 2003 (100 von 1)2003 versuche ich im Allgemeinen zu meiden. Es gibt natürlich die berühmten Ausnahmen und ich hatte sie selbst bereits im Glas, aber kaum ein Jahgang hat aromatisch im Wein derartig seine Spuren hinterlassen wie 2003. Das gilt eigentlich für nahezu alle Regionen in Europa. Da wird es blind dann ganz schwierig die Typizität des Terroirs, oder gar des Anbaugebietes zu erahnen. Um eine Ausnahme geht es in diesem Posting. Mehr zufällig fand dieser 2003er-Clos des Chênes seinen Weg in meinen Keller, ein Beikauf in einem Mix-Lot im Rahmen einer Auktion. Nachdem ich kürzlich den 1999er-Santenots du Milieu von Comte Lafon verkosten konnte (ein toller Wein und ein weiteres Beispiel wie herrlich delikat die Weine von den südlichen Volnay-Lagen sein können), lag es nahe zügig einen weiteren Wein aus einer vergleichbaren Lage zu versuchen. Der Boden in Volnay wird nach Süden hin immer lockerer und steiniger als z.B. im Pommard, was vermutlich für den spürbar eleganteren Weinstil verantwortlich ist. Die Weine können ebenso delikat, komplex und feinsinnig sein wie an der Côte de Nuits, nur geben auch hier eher dunkle Früchte den Ton an. Wenn dann Winzer noch mit dem Holz umgehen können, kann hier ein ganz eigener, berechtigter Pinot-Stil erfahrbar sein. Die Domaine Lafarge ist ein Musterbeispiel dafür, wie wenig Barrique Pinot Noir benötigt, selbst sein Spitzenwein, der Clos des Chênes, sieht nur 15 bis 25 % neues Holz. Die wenigen Weine, die ich bereits versuchen durfte, präsentieren eigentlich immer die reine Frucht, sind eher auf der femininen Seite, brauchen jedoch Jahre der Flaschenreife um sich zu harmonisieren. Auch dieser 2003er war noch ein Baby…

Duftet nach dunklen Waldfrüchten, jungen Pflaumen, schwarzer Pfeffer, Orangenschalen, ein Hauch Rauch vom Faßausbau, florale Anklänge, zeigt Tiefe und Finesse an, insgesamt hochklassig und noch sehr jungendlich. Am Gaumen von mittlerem Körper, fein-fruchtiger Auftakt, wirkt fast luftig und kleidet trotzallem seidig die Mundhöhle aus, die dunkle Frucht, vor allem Blaubeeren und Zwetschgen, werden anfangs nicht Holz bedrängt, erneut Zesten von Zitrusfrüchten, florale Noten und diverse Gewürze nehme ich war, wieder viel schwarzer Pfeffer, dazu Oliven, alles in beeindruckender Weise delikat komponiert, trotz seiner Jugend lässt er schon schöne Einblicke zu, eindeutig auf der eleganten Seite, enorm vielschichtig, ein Wein zum Erkunden. Ab der Mitte greifen die Tannine trockenend in Gaumen und lassen den Wein aromatisch deutlich verengen, hier wünsche ich mir mehr Charme, die Jugend fordert deutlich ihren Tribut, das Finish ist heute ein wenig enttäuschend (bereits am zweiten Abend bedeutend runder).  Meines Erachtens dürfte sich dies aber noch finden, auf jeden Fall ist die Hitze des Jahrganges an diesem Volnay vorübergegangen. Ein insgesamt überzeugender Volnay, der seine Typizität sehr deutlich herausarbeitet, aber heute aufgrund seines herben und man muss es sagen trockenden Finish nicht ganz den hohen Preis rechtfertigt, dies liegt aber weniger an dem Wein, noch an den Winzer, sondern an mir, der den Wein viel zu früh geöffnet hat. Meine zweite und letzte Flasche mache ich nicht vor 2020 auf.

Für alle Eleganztrinker, die Holz eher skeptisch gegenüber stehen und einen finessigen, gerne auch etwas anspruchsvollen Pinot schätzen, ist diese Domaine eine gute Adresse. Leider zählt Lafarge zu den besten Erzeugern im Volnay und so sind die Preise entsprechend ambitioniert.

Vom Fachhandel, ca. 80 Euro, 89+ (sehr gut), ab 2020+

 

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