Manincor Sauvignon Lieben Aich, 2009

Manincor Sauvignon Lieben Aich, 2009

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Heute ist mal eine der berühmten zweiten Flaschen dran, die man manchmal mitkauft, irgendwann im Keller wiederfindet und sich dann unverhofft freut wie ein Schneekönig. Ursprünglich war dieser Wein der Tirol-Pfeiler in einer Sauvignon-Probe. Die Tenuta Manincor ist so etwas wie das Bürklin-Wolf von Südtirol. Ein adliger Weingutbesitzer, ein uraltes Weingut mit ordentlich Rebfläche (50 Hektar) und konsequenter biodynamischer Anbau. Und hier geht man sogar einen Schritt weiter. Der Mondkalender von Maria Thun gibt den Takt im Weinberg vor, das Weingut ist sogar vom Demeter-Verband zertifiziert. Das Lesegut — auch das für die Cuvées — wird streng nach Lagen getrennt ausgebaut. Der Großteil der Weine wird mit den weinbergseigenen Hefen spontanvergoren und ohne Pumpen durch den Keller bewegt. Sogar die Eichenfässer stammen zum Großteil aus den eigenen Wäldern. Mit anderen Worten, dieses Weingut steht für Nachhaltigkeit pur.

Nachhaltig schmecken auch die Weine. Und zwar so, dass viele damit nicht klar kommen. Wenig Primärfrucht, lange auf den Hefen liegend, unruhig, in der Jugend verschlossen, sich auf den sekundären Aromen öffnend, kompakt, herb, kräftig und trocken, tief strukturiert durch Mazeration und Holzlagerung und somit alles andere als frei von Gerbstoffen. All das steht auch für den Sauvignon blanc Lieben Aich, einer der »Herzweine« der Tenuta, wie die Weine aus den besten Einzellagen bezeichnet werden.

In die Nase strömt sofort eine tiefe, erdig-rauchige Mineralität, dazu gesellen sich Aromen gereifter exotischer Früchte, vor allem Mango, mürber Apfel, auch eine nelkig wirkende Altholz-Note. Die Nase ist vielschichtig und komplex. Im Antrunk kommt der Wein mit Kraft, Opulenz und Dichte. Eine Welle feiner Säure rollt langsam über die Zunge, dabei entblättert sich der Aromakern Stück für Stück, wieder der Apfel, wieder die Mango, trockene Kräuter, die Aromen verschmelzen miteinander in einem massiven Kern, dazu feuchte Steine, eine leichte Grasigkeit, nasses Laub, gebranntes Malz, auch ein bisschen Gerbstoff. Ein verrücktes Spiel an Aromen, Säure und etwas Gerbstoff-Schärfe und mittlerer Länge. Der Wein hat unzweifelhaft auf der Maische gelegen, man schmeckt die Traubenhäute förmlich, die Struktur ist stark, ebenso der Körper. Das alles stört mich aber überhaupt nicht. Dieser Wein will mit seiner Kantigkeit, mit seiner rustikalen Anlage fordern, dazwischen liegt ein fantastischer tiefgründiger trockener rauchiger mineralisch durchwirkter Schmelz. Auf seine Art ein Anti-Sauvignon. Ein Wein für Freaks eben. Als solcher sollte man ihn aber getrunken haben.

Aus dem Fachhandel, 29,90 Euro, 91 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2020

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