Weingut Maximin Grünhaus Herrenberg Riesling Auslese, 1997
Regelmäßig zieht es mich für einen Abend mit guten Freunden ins Weinhaus Gut Sülz (hier klicken) in Königswinter. Neben einer einfachen, schmackhaften regionalen Küche überzeugt das Haus aufgrund einer breiten Auswahl an Rieslingen, insbesondere im fruchtsüßem Bereich von der Mosel, serviert von Andreas Lelke, der auf dem Gebiet ein großer Kenner ist. Kürzlich servierte er uns einen noch jugendlichen, überraschend süßen 2002er-Kabinett von Willi Schäfer aus dem Graacher Domprobst (88/100), eine klare, hochfeine 1997er-Spätlese von Fritz Haag aus der Brauneberger Juffer Sonnenuhr ohne jede Reifenote (92/100) und zum Abschluss eine überzeugende 1997er-Auslese vom Weingut Maximin Grünhaus aus dem Herrenberg, von der ich etwas näher berichten will.
Im Bukett finde ich eine würzige Riesling-Typizität. Inwieweit die Würzigkeit von den natürlichen Hefen kommt oder vom Terroir vermag ich nicht zu sagen, dafür kenne ich Grünhaus zu wenig. Besondere Noten von der Spontanvergärung vermochte ich nicht zu vernehmen, das Bukett wirkt reintönig, mit feinem Schieferduft, tropischer Frucht mit herben Einschlag, insgesamt hochklassig und gewogen. Am Gaumen herrlich leichtfüßig, nicht eine Spur breit, im Gegenteil, wir holten uns die Flasche aus dem Kühler hervor, um uns zu überzeugen, ob es sich wirklich um eine Auslese handelt. Der Wein schmeckte eher wie eine Spätlese, oder gar wie ein gereifter Kabinett, denn süß war dieser Riesing wahrlich nicht, da wirkte der Kabinett von Willi Schäfer süßer. Vielmehr gehen seine Würzigkeit und seine Restsüße ein herrliches Duett ein und animierten uns, ihn in großen Schlucken zu trinken, eine feinsinnige, deutliche Schiefernoten durchzieht das Aroma von Anbeginn bis Ende, die Säure flankiert hochfein die Fruchtaromen, wirkt fein-prickelnd auf den Gaumen ein und entlockt so die einzelnen Aromen. Jetzt auf den Punkt gereift, ohne jede Altersnote, die 17 Jahre Flaschenreife sorgen einfach für die notwendige Harmonisierung, was nicht ungewöhnlich für das Weingut ist, sie benötigen oftmals Zeit zur Reife. Wir waren begeistert und verstehen immer mehr, warum die frucht- und edelsüßen Weine vermehrt Einzug auf unseren Trinkplan finden.
Im Restaurant, 46,50 Euro, 92 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2017