d’Arenberg McLaren Vale Vintage Fortified Shiraz, 2007
Ein verstärkter Shiraz aus Australien. Warum das? Ein Modewein, ein Weinaccessoire? Weit gefehlt, nach Portugal und Spanien ist Australien das Land mit der längsten Tradition für diese Weine. Bis in die sechziger Jahre hinein stellten sie sogar die Spitze dar. Heute ist es nicht mehr nötig, Weine für die Weltumrundung nach Europa zu verstärken, und süße Rotweine finden nur noch in die Keller englischer Adelshäuser und neugieriger Weinfreaks. Im traditionsreichen Weingut d’Arenberg wird der Wein aber trotzdem noch produziert, um aufzuzeigen, wie gut schon die Weine der Großväter und Urgroßväter waren. Das Lesegut für den Fortified Shiraz wird aus den besten Lagen im Dead Arm gewonnen. Die Trauben werden etwas länger hängen gelassen, dann auf den Häuten vergoren, die Gärung wird mit einem speziellen Obstbrand unterbrochen, der selbst kein Holz gesehen hat. Dann lässt man die verstärkte Maische liegen, bevor der Wein gepresst wird und zum Reifen in die Fässer geht. Wie hochwertiger Vintage Port können auch die australischen Vintage Fortifieds eine schiere Ewigkeit reifen. Aber sie können auch schon jung getrunken werden, denn das Tannin ist zurückhaltend und die Weine sind nicht verschlossen.
Im Glas dunkelstes Rot, das Bukett ist voll beladen mit Düften von schwarzen Beeren, einer würzigen, leicht wilden Note, getrockneten Tabakblättern, auch weißem Pfeffer. Im Antrunk purzeln schönste süße schwarze Beeren, vor allem Brombeeren, über die Zunge, dazu gesellen sich getrocknete Aprikosen und Tabak. Dabei stimmt aber auch die ebenfalls beerige, integrierte Säure. Die intensive Frucht wird flankiert von mentholiger Kräuterfrische. Das ist auf niveauvolle Weise sehr wohlschmeckend. Dann aber folgt noch ein gewisser Kick. Den Wein durchziehen ätherische Kräuternoten, der Pfeffer wird jetzt weiß, dazu kommt eine gewisse Mineralität. Es folgt noch eine Note von getoastetem Holz, das der Wein ohne Zweifel gesehen hat, die sich in sahniges Karamell verwandelt und sich mit viel Schmelz in den schönen Abgang zieht, dieser könnte einzig mehr Länge vertragen. Am Ende bleiben traubige, brombeerig schmeckende, gereifte Tannine. Und Lust auf den nächsten Schluck — bei 18% vol. Alkohol!
Was soll ich sagen, ich bin ziemlich angetan von diesem Wein. Er ist in keinster Weise nur auf den einen Trinkzweck hin aufgehübscht, sondern hat Komplexität und bietet wirklich ein Maul voll schönsten Shiraz mit guter Würze und ein bisschen Wildheit. Und er ist nicht mal zu süß, trotz über 100 mg/l puren Zuckers. Die lange Erfahrung des Weinguts mit diesem Wein nehme ich ihm nach dem Verkosten voll ab. Das passt alles wunderbar. In diesem Film beschreibt Chester Osborn übrigens den Prozess genauer, mit wunderbarem Dialekt.
Aus dem Fachhandel, 16,50 Euro für die halbe Flasche, 91 Punkte (ausgezeichnet), jetzt oder in der Ewigkeit trinken