La Réserve de Léoville Barton, Saint-Julien, 1996

La Réserve de Léoville Barton, Saint-Julien, 1996

1996-reserveleovillebartonEs gibt Konsumenten, die kaufen einen Wein nur deshalb, weil das Etikett „so hübsch“ aussieht. Die dahinterstehende Logik drängt sich einem ja auch förmlich auf: wenn schon die Verpackung klasse ist, kann der Inhalt ja auch gar nicht schlecht sein. Oder so ähnlich. Keine Frage, nach der Maßgabe hätte es dieser Wein bei diesen Frauen Konsumenten wirklich sehr schwer. Denn das Keilerkopf-Etikett des Zweitweins von Chateau Léoville-Barton gehört meiner bescheidenen Meinung nach mit zu den hässlichsten Flaschenaufdrucken, die das Bordelais jemals verlassen haben. Aber getreu dem alten Motto „fieses Etikett, netter Inhalt“ (dies stimmt übrigens weitaus öfter als obige These, so mein Eindruck), kann ich auch über diesen Wein nur Gutes berichten:

In der Nase ein eindrucksvoller Auftakt von schwarzen Johannisbeeren, ein röstiger Espressoton, der auf ein kräftiges Toasting schliessen lässt, dazu ein ätherischer Kräutertouch, zudem grüne Paprika. Die Nase wirkt ungemein frisch, auch die Farbe dieses Weines (dunkles purpurrot) lässt nicht auf sein Alter rückschließen. Im Mund schlank, dennoch mit fester Struktur, wieder Kaffee und Cassis. Der Wein ist strukturiert und hat durchaus schon eine gewisse Tiefe. Er zeigt seine elegante Herkunft. Am Gaumen von mittlerer Länge, wieder Cassis und röstige Noten, harmonisch, mit feinem, aber präsenten Tannin. Offen verkostet, 2 Stunden in der Karaffe.

Im Fachhandel, 28 Euro, 89 Punkte (sehr gut), bis 2012

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