Clos Marie Cuvée „Metairies du Clos“ Pic Saint Loup, 2001
Es gibt Tage, wo einfach alles funktioniert … so passiert in der letzten Woche. Nachdem ich mittags meine Geschenkeplanung generalstabsmäßig in die Still-to-do-Liste eingefügt hatte, gelang mir, was gefühlt bestimmt schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr gelang: Ich schlenderte in tiefster Entspannung durch die menschenüberfüllte Innenstadt und setzte ein Häkchen nach dem anderen hinter die Positionen auf meiner Liste. Alles funktionierte, wirklich alles klappte so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Gegen Abend kam ich nach Hause, es hatte zwischenzeitlich angefangen zu schneien, eine Begebenheit, die hier im Rheinland wirklich Seltenheitscharakter hat — und was noch seltener ist, die 5 Zentimeter Neuschnee blieben liegen. Nach einem leckeren Abendessen entschieden wir uns, diese Flasche zu öffnen, um sie nach unserem obligatorischen Schneespaziergang in menschenleeren, in frisches Weiß getauchten Straßen zu genießen. Der Wein komplettierte diesen Tag.
In der kühl wirkenden Nase rote Johannisbeere, reife dunkle Früchte, frische dunkle Brotkruste, Tabak, Minze, ledrige Anklänge, das Holz wirkt einfach nur nobel, feinste Bitterschokolade und etwas dunkler Nougat. Zum Reinsetzen gut. Und gut balanciert im Alkohol, die 13,5 % sind fast perfekt eingebunden. Im Antrunk dicht, aber überhaupt nicht schwerfällig oder dicklich, nein, wenn ich so darüber nachdenke, dann ist dies die seltene Kombination von dichter Struktur und Feinheit. Reife Brombeere und Zwetschge, wieder ein feiner Minzton, Kräuter, insgesamt mit guter Tiefe. Der Tabak aus der Nase wiederholt sich deutlich und mit feinem süßlichem Schmelz, dieser Ton zieht sich auch in den langen, von dunkler Schokolade und Tabaknoten geprägten Abgang. Das Tannin ist feinkörnig und wirkt durchaus geschliffen. Ein wirklich harmonischer Auftritt.
Der Wein erscheint mir auf den Punkt gereift, er dürfte dieses Niveau aber noch ein Jahr halten. Und damit niemand meint, ich hätte mich von der Stimmung des Tages mitreißen lassen — das letzte Glas schmeckte auch am Folgetag noch. Obwohl, da schneite es gerade schon wieder… Eineinhalb Stunden in der Karaffe und offen probiert.
Im Fachhandel, 19 Euro, 91 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis Ende 2010